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Verstümmelte Füße operiertAli wird wieder laufen können

In drei komplizierten Operationen haben Chirurgen in Bochum die völlig verstümmelten Füße eines neunjährigen Jungen aus Afghanistan operiert.

Er hatte als Kleinkind schwere Brandverletzungen erlitten. Vor der OP in der Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte der Universitätsklinik Bergmannsheil humpelte er auf zwei verwachsenen Stümpfen.

Die Ärzte hätten die Füße wieder in eine normale Position gebracht, berichtete die Klinik am Montag. Nach Angaben des Plastischen Chirurgen Hans-Ulrich Steinau wird der Junge wieder schmerzfrei und ohne besondere Hilfsmittel laufen können. Die Kosten trugen die Klinikmitarbeiter, indem sie auf ein Weihnachtsgeschenk verzichteten. Die Operation hatte die Hilfsorganisation Friedensdorf International organisiert.

Der fröhliche Neunjährige, der sich nun darauf freut, beim Fußball nicht mehr nur im Tor stehen zu müssen, war im vergangenen August nach Deutschland gekommen. Er lebt im Friedensdorf Oberhausen. Je nach Behandlungsverlauf soll er in diesem August wieder in seine Heimat zurückgebracht werden. Die Organisation Friedensdorf International hilft Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten, die in ihrer Heimat nicht mit den nötigen Mitteln medizinisch versorgt werden können.

"Das Ausmaß der Verstümmelungen war enorm", sagte der 64-Jährige Arzt. "Solche Deformitäten sehen wir in Europa praktisch nicht mehr." So sei der linke Fuß am Schienbein fixiert, der rechte stark gekrümmt und mit dem Wadenbein verwachsen gewesen. Durch das Zusammenziehen des Narbengewebes hätten sich Knochen und Gelenke völlig verzogen. Auch die Zehenknochen waren verwachsen.

Musste der Junge vorher auf dem Innenknöchel und dem Achillessehnen-Ansatz laufen, stehen ihm jetzt wieder seine normalen Fußsohlen zur Verfügung - allerdings weiterhin ohne Zehen. Ohne OP hätten sich laut Steinau mit zunehmendem Alter an den Druckstellen Geschwüre gebildet. Am Ende hätte eine Amputation der Füße gestanden. Steinau ist Direktor der Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte.

Bei den Operationen wurden dem tapferen Jungen Hautgewebe aus dem Oberschenkel sowie ein Muskel mitsamt Hautpartie aus dem Rücken entnommen und an die Füße verpflanzt. In wenige Wochen sollen die Fixierdrähte aus den Füßen entfernt werden. Danach bekommt der Junge für drei Monate Spezialschuhe. Anschließend soll er normales Schuhwerk tragen können. Die Füße werden nun mitwachsen können, sagte Steinau. In sechs bis acht Jahren sei dann noch mal eine Korrekturoperation nötig.

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