Eine genaue Übersicht über Brutto und Netto je nach Region und Arztgruppe gibt es offiziell nicht. Laut jüngstem Honorarbericht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ist der durchschnittliche Honorarumsatz im ersten Halbjahr 2011 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um drei Prozent auf 102.000 Euro gestiegen. Gemeint sind sämtliche Honorare für die Behandlung der gesetzlich Versicherten, jedoch keine Vergütungsanteile aus Hausarztverträgen. Betriebsausgaben, Steuern und Versicherungen sind da noch nicht abgezogen. Allgemeinärzte und Internisten in den neuen Bundesländern liegen mit im Schnitt 110.000 Euro Honorarumsatz pro Quartal 14.000 Euro über dem Bundesschnitt dieser Gruppen. Insgesamt liegen die Laborärzte mit rund 230.000 Euro pro Quartal an der Spitze. Bei Orthopäden kommen dagegen rund 56.000 Euro, bei Kinderärzten 53.000 Euro an. Das monatliche Nettoeinkommen der Kassenärzte beträgt laut KBV nach den jüngsten Zahlen im Schnitt 5.442 Euro. Einem Allgemeinmediziner bleiben demnach 5.018 Euro pro Monat, einem Orthopäden 6.344 Euro, einem Psychotherapeuten dagegen nur 2.658 Euro.
Ärztestreik: Nicht alle streiken
Die Ankündigungen freier Ärzteverbände hören sich an, als sollten die fast 89.000 Praxen und Versorgungszentren von den bayerischen Alpen bis zur Ostsee bald dicht machen. Dass viele Ärzte Wut im Bauch haben, daran dürfte nach den Verlautbarungen der vergangenen Tage wenig Zweifel bestehen. Doch nicht alle Ärzte sind protestbegeistert. Denn wer keine Patienten drannimmt, verdient auch weniger. Die Angestellten müssen weiter bezahlt werden, eine Streikkasse gibt es nicht. Andere Ärzte halten die Kampfrhetorik der Funktionäre auch für überzogen. Vor allem aber sind viele Ärzte von den Honorarauseinandersetzungen zwischen KBV und Kassen-Spitzenverband auch gar nicht voll betroffen.
So haben etwa rund 3.500 Hausärzte in Baden-Württemberg einen Hausarztvertrag mit der AOK - und werden nach Sonderregeln bezahlt. Statt der ungeliebten Pauschalen pro Patient und Quartal gibt es höhere feste Summen samt Zuschlägen. Ärzte und Patienten sind zufrieden. Seit Jahren ist vor allem die Verteilung des Milliardenhonorars zwischen den Ärzten umstritten. Kein Wunder bei der unterschiedlichen Honorarverteilung (siehe oben).
Hausärzteverband pocht auf bessere Verteilung
Der Deutsche Hausärzteverband pocht vor allem auf eine bessere Verteilung - und bessere Bedingungen für Hausarztverträge. "Wir müssen die sprechende Medizin stärken und nicht die Apparatemedizin noch weiter nach vorne bringen", sagt der Vorsitzende Ulrich Weigeldt. Eine pauschale Erhöhung helfe wenig. Aus Sicht der Hausärzte sollen vor allem Regionen wie Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz aufholen dürfen - und die Allgemeinmedizin.


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