Mehr als 32 Milliarden Euro haben die gesetzlichen Krankenkassen im vergangenen Jahr für Medikamente ausgegeben - Tendenz steigend. Es gibt jedoch Unterschiede. So lohnt sich ein Besuch in den Niederlanden. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) ermittelte vor einem Jahr bei Testeinkäufen, dass etwa eine Packung Aspirin in Aachen 4,95 Euro kostete, in einer nahen niederländischen Apotheke jedoch nur 3,10 Euro. Für ein Medikament gegen Magengeschwüre mit dem Wirkstoff Omeprazol wurden diesseits der Grenze mehr als 60 Euro verlangt, in den Niederlanden gerade mal gut 10 Euro.
Pharmakritiker wie der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach gehen davon aus, dass ein Medikament in Deutschland bis zu 40 Prozent mehr kosten könne als in den Niederlanden oder in der Schweiz. Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller verweist auf eine Vergleichsstatistik, wonach Deutschland (100 Punkte) nicht viel teurer als die Niederlande (92) ist.
Angesichts großer Preisunterschiede führt die Industrie die hohe Mehrwertsteuer von 19 Prozent in Deutschland ins Feld. In den Niederlanden sind es 6 Prozent. Hinzu kämen Rabatte an Apotheken und andere Komponenten, so dass den Herstellern nur 57 Prozent des Endpreises blieben.
Kritiker nennen als wesentlichen Grund der Teuerung, dass die Preise nicht gesetzlich reguliert sind. Im Gegensatz zu den meisten anderen EU-Ländern können deutsche Pharmaunternehmen frei bestimmen, was die Kassen für neu entwickelte und patentgeschützte Medikamente bezahlen müssen. Auf sie entfielen 2008 mehr als 30 Prozent aller 600 Millionen ärztlichen Verordnungen. Zu diesem "gehobenen Preissegment" gehören viele Mittel gegen schwere Krankheiten wie Krebs, Virusinfektionen oder Alzheimer-Demenz.


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