Die Vertretung aller chirurgischen Fächer begrüßt diese Aufwertung des Arzt-Patienten-Gesprächs — auch vor dem Hintergrund aktueller Diskussionen um unnötige Operationen. Denn der Patientenwille müsse in der ärztlichen Entscheidung im Mittelpunkt stehen. Doch das ausführliche Gespräch erfordert Zeit. Ein DGCH-Experte kritisiert, dass hierfür im System der Fallpauschalen die entsprechenden Ressourcen bislang fehlen.
Ärzte müssen über Alternativen zur OP informieren
Seit dem 26. Februar 2013 gilt das neue Patientenrechtegesetz. Es legt unter anderem die Informations- und Aufklärungspflichten des Arztes explizit fest. Ärzte müssen ihre Patienten vor der Therapie verständlich, umfassend und rechtzeitig aufklären. Dazu gehört auch, über alternative Therapien zu informieren, etwa über medikamentöse oder physiotherapeutische Verfahren. "Die "sprechende Medizin" erhält damit einen höheren Stellenwert und wird richtungsweisend im Patientenrechtegesetz verankert", sagt Claus-Dieter Heidecke von der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Qualität und Sicherheit (CAQS) der DGCH.
Der Patientenwille steht stärler im Vordergrund
Zudem müssen der Krankheitsverlauf und der ärztliche Entscheidungsprozess für den Patienten transparent dokumentiert werden. "Eine maßgebliche Änderung ist, dass die Kommunikation mit dem Patienten und der individuelle Patientenwille stärker als bisher bei der ärztlichen Entscheidung im Mittelpunkt stehen müssen", erläutert Heidecke die erhofften Auswirkungen des Gesetzes auf den medizinischen Alltag.
Allerdings sei bislang nicht geklärt, wie Ärzte den zusätzlichen Aufwand für ausführlichere Patientengespräche in der Klinik bewerkstelligen können. Heidecke: "Gerade in den chirurgischen Fächern muss hierfür mehr Zeit zur Verfügung stehen." Sonst ginge dies zwangsläufig zu Lasten der chirurgischen Kerntätigkeit, dem Operieren. "Hier benötigen wir zusätzliche Ressourcen", fordert Heidecke, der als Direktor die Abteilung für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie an der Klinik und Poliklinik für Chirurgie der Universität Greifswald leitet.


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