Äußerlich ist er der brave Schwiegermutter-Typ. Doch Daniel Bahr kann auch anders. Der 34-Jährige, der am Samstag in Nordrhein-Westfalen zum Chef des größten FDP-Landesverbands gewählt wurde, hat sich auch schon einen Namen als Mann fürs Grobe gemacht - vor allem, als er die CSU im Streit um die Gesundheitsreform als "Wildsau" beschimpfte.
Bislang war nicht Landes-, sondern die große Gesundheitspolitik das Schlachtfeld des aufstrebenden Jungpolitikers. Das TV-Publikum kennt Bahr aus zahlreichen Talkshows, in denen er an vorderster Front für die umstrittene Kopfpauschale kämpfte. Auch als die FDP noch in der Opposition war, setzte sich Bahr schon als schärfster Kritiker der damaligen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) eloquent ins Rampenlicht. Während der schwarz-gelben Koalitionsverhandlungen zeichnete er sich als gewiefter Taktiker aus.
Neben seinem Chef, Gesundheitsminister Philipp Rösler (37), und FDP-Generalsekretär Christian Lindner (31) gilt Bahr als einer der wichtigsten Hoffnungsträger der FDP in der "Generation 30 plus". Bereits mit 14 Jahren wurde der gebürtige Pfälzer mit Wahlkreis Münster Mitglied der Jungen Liberalen. Bei einer Recherche für die Schülerzeitung habe er festgestellt, "dass sie sich über die gleichen Dinge in der Schulpolitik aufregten wie ich", beschreibt er seine politische Heimatsuche. 1992 trat der gelernte Bankkaufmann mit Volkswirtschaftsstudium in die FDP ein.
Anschließend knüpfte Bahr in der FDP beharrlich das Netzwerk, das ihm nun eine unangefochtene Spitzenkandidatur in der NRW-FDP ermöglichte. 1999 wurde er Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen. Seit 2001 ist er Mitglied im Bundesvorstand, seit 2002 Bundestagsabgeordneter, seit 2003 Vorsitzender des Kreisverbands Münster und seit 2006 auch Vorsitzender des Bezirksverbands Münsterland. 2009 wurde Bahr Gesundheitsstaatssekretär.
Das Münsterland war auch die politische Basis des früheren FDP- Landesparteichefs Jürgen W. Möllemann, der ebenso wie Bundesparteichef Guido Westerwelle häufig als Mentor des Jungpolitikers genannt wird. Bahr selbst nennt in seiner Vita keine Vorbilder, sondern begeistert sich über "das Gesellschaftsmodell der Liberalen mit ihren Werten von Freiheit und Toleranz".
Privat verrät Bahr, dass er sich gerne beim Laufen am Münsteraner Aasee erholt. Politische Konkurrenten müssen sich auf einen Gegner mit langem Atem einstellen: Bahr läuft auch Marathon. Außerdem liebt der sportliche Polizistensohn Klettern, Skifahren und Kochen. "Ich genieße es wirklich sehr, in einer freien Minute selbst am Herd zu stehen und mir etwas Leckeres zu kochen." 2007 hat er zum "ersten parteiübergreifenden Kochbuch" von 52 Abgeordneten beigetragen.


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