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Interview mit ener EHEC-Patientin„Das Schlimmste war, niemanden berühren zu dürfen“ Interview: Stephanie Lettgen, dpa (Mit Bild und Grafik 15756)

Mitte Mai 2011 erkrankte Monika Pankowska aus Hamburg an dem Lebensmittel-Keim EHEC. Im Interview beschreibt sie, was mit ihr passierte.

Die heute 33-Jährige lag drei Wochen im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), hatte die schwere EHEC-Verlaufsform hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS). An die Zeit denke sie nur ungern zurück, sagt die Gastronomin.

Wie haben Sie den Ausbruch von EHEC erlebt?

Pankowska: "Ich bekam bei der Arbeit Bauchweh und blutigen Durchfall. Mir war schlecht, ich dachte, ich hätte etwas Falsches gegessen. Ich hatte tagelang schlimme Bauchkrämpfe, konnte nicht mehr aufstehen. Schließlich kam ich ins Krankenhaus, hatte ein akutes Nierenversagen. Ich konnte nicht mehr rechnen, nicht mehr richtig sprechen, habe zwölf Kilo Wasser eingelagert, konnte nur schwer etwas essen, fühlte mich so schwach. Es wurde bei mir eine Blutwäsche angeordnet. Wirklich geholfen hat mir aber die neue Antikörpertherapie mit Eculizumab. Ich nehme an einer Studie zu deren Wirkung teil."

Was fanden Sie besonders belastend?

Pankowska: "Keiner konnte einen ohne Schutzkleidung und Handschuhe anfassen, das war eine sehr unangenehme Situation. Man hat immer die Nähe von anderen Menschen gesucht, durfte aber niemanden berühren - das war schlimm für mich. Jeder hatte natürlich Angst, krank zu werden. Eine große Stütze waren in dieser schweren Zeit die Ärzte und das Pflegepersonal im UKE, denen ich allen sehr dankbar bin."

Denken Sie noch oft an die Zeit zurück?

Pankowska: "Ich war krank, wollte unbedingt gesund werden. Als es soweit war, war es ein schönes Gefühl, wieder man selbst zu sein. Kaum war ich aus dem Krankenhaus, kam der Alltag wieder. Ich bin selbstständig, da musste ich schnell normal weitermachen. Ich hatte gar keine Zeit, mir über meine EHEC-Erkrankung große Gedanken zu machen. Ich denke eigentlich nur noch daran, wenn ich zur Nachuntersuchung ins Krankenhaus muss. Ich bin zum Glück wieder gesund, habe keine Langzeitschäden zurückbehalten. Ich will mich nicht als Opfer sehen und sage deshalb: Vorbei ist vorbei."

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