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HirnforschungDenken beeinflusst Schmerzempfinden

Negatives Denken beeinflusst das Schmerzempfinden. Das ergab die Studie einer Forschungsgruppe der Uniklinik Hamburg-Eppendorf.

Geleitet wurde die Gruppe von Arne May, Institut für systemische Neurowissenschaften am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Mainz. Die Mediziner entdeckten anhand moderner Bildgebungsverfahren, dass ein Teil der Inselrinde im Gehirn das subjektive Schmerzerleben von Patienten signifikant beeinflusst. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Journal of Neuroscience publiziert.

Wie stark persönliche Erwartungen den Genesungsprozess beeinflussen, zeigt die Behandlung mit Scheinarzneimitteln, den so genannten Placebos: Allein der Glaube an Heilung kann hier den Gesundheitszustand verbessern. Aber wie reagieren Patienten auf Therapien, mit denen sie negative Erwartungen wie stärkere Schmerzen verknüpfen? Diesem möglichen Nocebo-Effekt sind die Wissenschaftler im Rahmen ihrer Studie auf den Grund gegangen.

Vorgehensweise: Die Kraft der Einbildung
Für ihre Untersuchungen wählten die Mediziner 38 gesunde Probanden aus und teilten sie in zwei Gruppen ein. Alle Teilnehmer wurden eine Woche lang täglich einem moderaten Hitzeschmerz ausgesetzt. Sie bekamen identische Schmerzparadigma, die dafür bekannt sind, dass allein durch die Gewöhnung an die Prozedur das Schmerzempfinden von Tag zu Tag abnimmt. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen: Einem Team wurde mitgeteilt, dass der Schmerz im Laufe der Woche stark zunehmen würde, das andere erhielt keine spezifische Anweisung. Das Ergebnis: Das Schmerzempfinden in der Kontrollgruppe ging wie erwartet zurück. Im Gegensatz zu den Probanden, die die negative Prognose erhalten hatten. Hier stieg das Schmerzgefühl kontinuierlich an. Die anschließende neurologische Untersuchung mittels funktioneller Bildgebung zeigte, dass ein bestimmtes Hirnareal – das so genannte Operculum der Inselrinde – für dieses Verhalten verantwortlich war.

Mit dieser Studie stellten die Wissenschaftler erstmals unter Beweis, dass sich bereits eine einmalig gegebene Information auf das Schmerzerleben von mindestens einer Woche auswirkt. Eine Erkenntnis, die sich auch Ärzte im klinischen Alltag zunutze machen können. So verdeutlichen die Ergebnisse, dass Informationen, die im Laufe der Behandlung bewusst oder unbewusst weiter gegeben werden, den Verlauf und damit die Erfolgsaussichten der Therapie signifikant beeinflussen können.

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