Gehen die Deutschen gut mit den Sterbenden um?
Graf: "Sie gehen besser mit den Sterbenden um als noch vor 30 Jahren. Sterbende werden nicht mehr abgeschoben. Es ist auch kein Tabuthema mehr, sondern der Umgang - und das ist wahrscheinlich das Problem der Deutschen schlechthin - hat fast eine 360 Grad-Wende gemacht, und nimmt manchmal voyeuristische Züge an. Etwa bei dem Thema Demenz und Sterben in den Medien. Für mich ist Sterben auch ein intimer Vorgang. Dieses rechte Mittelmaß, das fehlt."
Was muss in Deutschland besser werden?
Graf: "Das Zusammenwirken der einzelnen Disziplinen muss besser werden: Ob das Entlassungen aus dem Krankenhaus in ein Pflegeheim oder nach Hause sind. Ob das die Verlegung vom Krankenhaus in eine Palliativstation ist. Solange der Mensch im System bleibt - vom Krankenhaus auf eine Palliativstation verlegt wird - mag es noch gehen. Sobald externe Partner da sind, wird es schwierig. Ob es die Sozialämter sind, ob es Jugendämter sind, das muss noch besser werden."
Was ist mit den Angehörigen?
Graf: "Ich glaube, dass sie zu oft allein gelassen werden beim Thema Aufklärung. Hier wäre ein Gespräch gemeinsam mit abgebender und aufnehmender Institution notwendig. Wenn ein Patient entlassen wird, ist für ein Krankenhaus der Fall versicherungstechnisch ja abgeschlossen. Wenn es um das menschliche Bedürfnis geht - wie geht es weiter, wofür müssen wir noch sorgen - da wäre der Punkt, da müsste man sich noch mal zusammensetzen, um die Bedürfnisse des Kranken aufzunehmen, im Sinne von "Was willst Du, dass ich Dir tue?" - als eine Aufgabe der Gesellschaft."


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