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AlkoholabhängigkeitExperten fordern rechtzeitige Suchtbehandlung

Auf 24,4 Milliarden Euro jährlich beziffert das Robert Koch-Institut allein die Kosten, die im Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch stehen, wie beispielsweise Frühverrentung oder Arbeitsunfähigkeit.

Alkoholabhängige werden in Deutschland derzeit im Schnitt erst zwölf Jahre nach Beginn ihrer Sucht behandelt. "Bis dahin ist schon viel schiefgelaufen", sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, am Montag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa anlässlich des Bundeskongresses des Fachverbandes Sucht in Heidelberg. "Wir brauchen verbesserte Angebote zur Frühintervention." Je früher die Therapie beginne, desto besser könne den betroffenen Menschen geholfen werden, und desto geringer seien letztlich die Kosten.

Erster Ansprechpartner für alkoholkranke Patienten sei der Hausarzt. Allerdings könnten niedergelassene Ärzte die Frühintervention nicht gesondert abrechnen. Dyckmans fordert daher eine Änderung der Honorarordnung für Ärzte. Auch im Krankenhaus sollten Ärzte ihre Patienten auf mögliche Alkoholprobleme ansprechen und Hinweise auf Suchtberatungsstellen geben, sagte Dyckmans. Sie empfiehlt, Schwestern und Pfleger ebenfalls für das Thema zu sensibilisieren. Dazu müsse bei der Fort- und Ausbildung der Krankenhausmitarbeiter allerdings noch einiges geschehen, sagte die Drogenbeauftragte.

Abhängigkeitsdauer und Behandlungserfolg stünden zwar nicht in einem direkten Zusammenhang, sagte der Geschäftsführer des Fachverbandes Sucht, Volker Weissinger. Die rechtzeitige Behandlung sei aber wichtig, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Auf 24,4 Milliarden Euro jährlich oder 1,16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts beziffert das Robert Koch-Institut allein die Kosten, die im Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch stehen, wie beispielsweise Frühverrentung oder Arbeitsunfähigkeit. Unter dem Motto "Integration oder Separation? Suchtbehandlung im Gesundheitssystem" beraten Experten noch bis zum Mittwoch unter anderem über Möglichkeiten der frühzeitigen Behandlung von Abhängigen. Erwartet werden etwa 500 Teilnehmer.

Der in Bonn sitzende Fachverband Sucht wurde im Jahr 1976 gegründet. Die Organisation vertritt nach eigenen Angaben etwa 80 Einrichtungen mit mehr als 5800 stationären sowie zahlreichen ambulanten Therapieplätzen.

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