Arbeitszeiten von bis zu 80 Stunden in der Woche sind für Chirurgen nicht unüblich. Der Glaube, kürzere Arbeitszeiten würden die Behandlungqualität verbessern, sei aber falsch, sagt DGCH-Präsident Peter M. Vogt. Er verweist in einer Mitteilung auf eine amerikanische Untersuchung, die jüngst in der Fachzeitschrift Annals of Surgery publiziert wurde.
Danach gaben in Umfragen mehr als die Hälfte der Teilnehmer an, dass sie sich ebenso übermüdet fühlen, wenn sie kürzere Schichten arbeiten. Laut Studie bestehe bei Patienten mit komplexen Erkrankungen ein erhöhtes Risiko gefährlicher Komplikationen, weil durch die häufigen Schichtwechsel der Ärzte Informationen verloren gehen würden. Auch für die Kompetenz des Nachwuchses scheint danach die Dienstverkürzung nicht förderlich: Assistenzärzte mit einer maximalen Einsatzdauer von 16 Stunden am Stück schneiden gemäß der Studie in Facharztprüfungen teilweise sogar schlechter ab als ihre länger arbeitenden Kollegen.
"Selbstverständlich gilt es, Überbelastung von Assistenzärzten zu vermeiden", meint Vogt, der auch Direktor der Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover ist. Ob Dienstverkürzungen allein dazu beitragen, hält er allerdings für fraglich. Denn vor der Facharztanerkennung müssen die Nachwuchs-Chirurgen es schaffen, wichtige Operationen nachzuweisen. "Erfahrungen und Praxis sind neben einem fundierten theoretischen Fachwissen der wichtigste Ausbildungsinhalt für einen kompetenten Chirurgen", sagt auch DGCH-Generalsekretär Hans-Joachim Meyer, "deswegen ist es notwendig, dass angehende Fachärzte so viele Eingriffe wie möglich miterleben".
Um Assistenzärzte zu entlasten, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) deshalb eine klar strukturiertes Weiterbildungscurriculum und eine sinnvolle Aufgabenverteilung.


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