Die Existenz ansteckender Krankheiten werde geleugnet, medizinische Daten würden systematisch manipuliert und internationale Standards und Protokolle kaum in die Praxis umgesetzt. Das erklärt die Hilfsorganisation in ihrem Report "Turkmenistans undurchsichtiges Gesundheitssystem", der auf eigenen Erfahrungen im Land basiert.
In einer Mitteilung der Organisation heißt es: "Während der zehn Jahre, in denen Ärzte ohne Grenzen in Turkmenistan medizinische Versorgung geleistet hat, hat die Organisation miterlebt, wie alltägliche Fahrlässigkeit und weit verbreitete riskante Praktiken Menschenleben gefährden. So werden Bluttransfusionen häufig ohne vorherigen Test auf HIV oder Hepatitis C vorgenommen. Im Gesundheitssystem herrscht eine Kultur der Angst, in deren Folge Patienten in kritischem Zustand abgewiesen werden, um ihren negativen Einfluss auf sensible Statistiken zu verhindern, wie auf die Mutter-Kind-Sterblichkeitsrate oder die ansteckender Krankheiten. Die Bevölkerung Turkmenistans wird von ihrem Gesundheitssystem im Stich gelassen, das mehr auf die Außenwirkung ausgerichtet ist, als auf die Bewältigung der wirklichen Gefahr, die ansteckende Krankheiten für die öffentliche Gesundheit darstellen."
Es stehe außer Frage, dass Tuberkulose (TB) und sexuell übertragbare Krankheiten wie HIV/Aids weiter verbreitet sind, als es offizielle Zahlen nahe legen. "Die turkmenische Regierung weigert sich, diese Realität anzuerkennen", sagt Leslie Shanks, medizinische Leiterin bei Ärzte ohne Grenzen. "Internationale Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UNICEF tragen dazu bei, das Problem aufrechtzuerhalten, indem sie Fehlinformationen und Praktiken der Regierung Legitimität verleihen, die nicht nur wirkungslos sondern oft auch gefährlich sind."
TB und besonders die multiresistente Form (MDR-TB) stellen vermutlich eine der größten Bedrohungen des öffentlichen Gesundheitswesens dar. Da die Krankheit auch in den Nachbarländern weit verbreitet ist, fürchtet Ärzte ohne Grenzen eine schwere Krise in Turkmenistan, die ohne unmittelbares und eindeutiges Einschreiten zu einer großen Gesundheitskrise mit regionaler Auswirkung führen wird.


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