In einem "Tragfähigkeitsbericht" - in dem es um die langfristigen Perspektiven für die Staatsfinanzen geht - haben Ministeriums-Beamte sich Gedanken über die "Verlängerung der Lebensarbeitszeit" gemacht.
Ist die Rente mit 69 in der Planung?
Nein. Das jedenfalls beteuert die Regierung. "Eine Rente mit 69 wird von der Bundesregierung nicht gefordert, politisch nicht verfolgt und nicht in Erwägung gezogen", stellte Regierungssprecher Steffen Seibert klar. Das heißt aber nicht, dass sie niemals kommen wird. Im zuständigen Arbeitsministerium konzentriert man sich aktuell auf die Rente mit 67, denn mit der stufenweisen Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters um zwei Jahre soll im kommenden Jahr begonnen werden. 2029 soll die Anpassung vollzogen sein.
Warum wird dann doch über die Rente mit 69 gesprochen?
Experten sorgen sich grundsätzlich und auf lange Sicht um die Staatsfinanzen und die Sozialkassen. Der Sprengsatz liegt in der Demografie: Zunehmende Alterung der Gesellschaft in Kombination mit steigenden Gesundheits-, Pflege- und Rentenkosten bei gleichzeitig sinkender Zahl der Einwohner und Beitragszahler. Als Lösungen gelten: späterer Eintritt in den Ruhestand, eine Ausweitung der Erwerbstätigkeit, mehr Zuwanderung oder aber die Erhöhung von Steuern und Beiträgen - oder ein Mix aus allem.
Ist die Debatte neu?
Nein, sie kocht immer wieder hoch. Erst jüngst machten sich die Fünf Wirtschaftsweisen für die weitere Anhebung des Rentenalters stark. "In den Jahren 2045 und 2060 wird dann vermutlich ein gesetzliches Renteneintrittsalter von 68 beziehungsweise 69 Jahren erforderlich sein, wobei für spezielle Berufe besondere Lösungen geprüft werden können", schrieben sie in einer Expertise für die Bundesregierung. Auch die Bundesbank dachte vor gut zwei Jahren schon laut nach, das gesetzliche Rentenalter bis 2060 bis auf 69 Jahre zu erhöhen. Ihr Argument: "Wenn das Verhältnis von Ruhestands- und Erwerbsphase näherungsweise konstant gehalten werden soll, wäre (..) bis 2060 eine Anhebung des gesetzlichen Rentenalters auf 69 Jahre notwendig." Ein Proteststurm erhob sich, und die Bundesbank ruderte zurück: Man habe nur auf Zusammenhänge der demografischen Entwicklung hinweisen wollen.
Was kommt bei der Demografie auf Deutschland zu?
Derzeit kommen in Deutschland auf 100 Menschen im Erwerbsalter etwa 34 Personen im Rentenalter. Oder andersherum: Auf einen Rentner entfallen drei Erwerbsfähige. Bis zum Jahr 2060 verändert sich dieses Verhältnis deutlich - Experten sprechen vom Altenquotient: Dann kommen auf 100 Bürger im Erwerbsalter schon 63 bis 67 Ruheständler über 65. Wegen der Rente mit 67, die bis dahin längst umgesetzt sein dürfte, steigt der Altenquotient etwas weniger stark an, auf voraussichtlich 100:44. Deutschland sieht dann wie auch immer erheblich älter aus als heute.
Wann gehen die Bundesbürger derzeit in Rente?
Die Bundesbürger werden nicht nur älter, sie gehen auch später in den Ruhestand als früher. Zwischen 1995 und 2010 erhöhte sich das durchschnittliche Rentenzugangsalter bei Männern von 59,8 auf 60,7 Jahre, bei Frauen von 60,5 auf 60,7 Jahre. Darin enthalten sind auch all jene Rentner, die wegen verminderter Erwerbsfähigkeit vorzeitig aus dem Berufsleben ausgeschieden sind. Klammert man diese Gruppe aus, lag das durchschnittliche Rentenzugangsalter zuletzt bei 63,5 (1995: 62,4) Jahren.
Was ist mit den Arbeitsplätzen für Ältere?
Noch immer tun sich Ältere überdurchschnittlich schwer, bis 65 im Berufsleben durchzuhalten. Nur dann nämlich bekommt man eine Rente ohne Abschläge. Nach aktuellen Zahlen gibt es einen Trend zur Besserung: Waren im Jahr 2008 noch 21,7 Prozent vor Rentenbeginn arbeitslos, so waren es 2010 nur noch 16,1 Prozent. Gleichzeitig stieg laut Bundesarbeitsministerium der Anteil der Personen, die aus einer pflichtversicherten Beschäftigung oder aus Altersteilzeit in Altersrente gingen, von 32,7 Prozent auf 37,4 Prozent.


Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen