Die Qualitätsoffensive ist ein Vorstoß im Kampf Herzpatienten zwischen Kardiologen und Herzchirurgen. Unter welchen Umständen minimalinvasive Eingriffe mittels Katheter erlaubt sind, will der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) Mitte des Jahres entscheiden. Tavi-Eingriffe haben in Deutschland in den vergangenen Jahren kräftig zugenommen. 2012 kommen sie mit 9.341 Eingriffen fast ebenso häufig zum Einsatz wie herkömmliche herzchirurgische Eingriffe am offenen Herzen mit Herz-Lungen-Maschine (9.929), berichtet die DGK und beruft sich auf Daten des AQUA-Instituts. 2009 standen noch 10.285 konventionellen chirurgischen Eingriffen 2.565 kathetergestützte Interventionen gegenüber.
Ist eine Herzchirurgie nötig?
Kernstreitpunkt ist die Frage, ob eine Klinik für solch einen Eingriff eine bettenführende Herzchirurgie vorhalten muss. Das fordern Herzchirurgen und bringen damit viele Kardiologen auf die Barrikaden. Nach Ansicht der Kardiologen ist dies kein geeignetes Qualitätsmerkmal. "Für die DGK stehen Fragen der Prozess- und Ergebnisqualität im Mittelpunkt, und nicht so sehr Formalkriterien eines Standortes", unterstreicht Karl-Heinz Kuck (Hamburg), künftiger Präsident der DGK. Die relevanten Qualitätsmerkmale sind aus Sicht der DGK:
• Eine routinemäßige Durchführung des Tavi-Eingriffs durch ein eingespieltes Team aus Kardiologen und Herzchirurgen;
• Ein Hybrid-Operationssaal, in dem sowohl Katheter-Eingriffe als auch herzchirurgische Operationen durchgeführt werden können, oder Gleichwertiges am Standort ist wünschenswert.
• Eine Intensivstation am Standort, die sich mit Betreuung solcher Patienten auskennt, ist unabdingbar. Das kann eine kardiologische, eine herzchirurgische oder eine anästhesiologische Intensivstation sein.
• Für ein optimales Komplikationsmanagement muss nicht nur die kardiologische und herzchirurgische Expertise gegeben sein, sondern auch die angiologische – durch einen Angiologen oder einen Gefäßchirurgen.
In Europa und Nordamerika ist die Aortenklappenstenose die häufigste Klappenerkrankung und die zweithäufigste Herzerkrankung nach der koronaren Herzkrankheit. Drei bis fünf Personen pro 1.000 sind von einer Aortenstenose betroffen und die Häufigkeit ist aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung stark angestiegen. Über dem 65. Lebensjahr tritt sie bei zwei bis neun Prozent der Bevölkerung auf. Medikamente können keine Heilung bewirken. Mit einem erfolgreichen Herzklappenersatz können die Beschwerden deutlich verbessert werden, die Lebenserwartung ist dann vergleichbar mit jener von Gleichaltrigen ohne Aortenstenose.


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