So warf etwa der ehemalige FDA-Kommissar David Kessler zu Wochenbeginn dem Konzern vor, dass Bayer negative Informationen zu den Verhütungspillen Yasmin und Yaz verschwiegen habe. Darüber hinaus hatte die Behörde bereits Ende Oktober Daten veröffentlicht, die ein erhöhtes Risiko signalisierten. In den USA wird Bayer inzwischen mit 10.400 Klagen konfrontiert. Dabei wird auf Gesundheitsschäden, in Einzelfällen auch mit Todesfolge, verwiesen.

Thrombosen kommen bei sogenannten Kombipillen mit zusätzlichen Nutzen als seltene Nebenwirkung schon immer vor. Eine Ende Oktober veröffentlichte Studie zeigte, dass Nutzerinnen von Yaz ein um 75 Prozent höheres Thrombose-Risiko haben als Frauen, die ältere Präparate nutzen. Im Auftrag der FDA waren hierfür die Krankenakten von mehr als 800.000 Amerikanerinnen ausgewertet worden. Bayer hält das Risiko hingegen für vergleichbar mit dem anderer Pillen. "Wir sind nach wie vor vom guten Nutzen-Risiko-Profil überzeugt", sagte eine Sprecherin. Sie verweist auf methodische Schwächen. Bayer selbst hatte zwei Studien angeregt und finanziert.

Die Verhütungsmittel sind ein sehr wichtiges Produkt im Bayer-Pharmageschäft. Im vergangenen Jahr machte Bayer mit diesen einen Umsatz von rund 1,1 Milliarden Euro. Nach dem Multiple-Sklerose-Mittel Betaferon sind die Präparate damit der zweitwichtigste Pharma-Umsatzbringer. Die Pillen sind in jüngster Zeit aber nicht nur wegen der Diskussionen um mögliche Risiken bei der Einnahme, sondern auch durch Nachahmerpräparate in den USA unter Druck geraten.

Im jüngsten Quartalsbericht Ende September hatte der Konzern mit Blick auf die anhängigen Klagen gewarnt: "Abhängig vom weiteren Verlauf" könne nicht ausgeschlossen werden, "dass der bestehende Versicherungsschutz möglicherweise nicht ausreichen könnte, um sämtliche Verteidigungskosten und etwaige Schadenersatzleistungen vollständig abzudecken." Bayer will sich weiter gegen die erhobenen Ansprüche entschieden zur Wehr zu setzen.