Die neue Geheimwaffe ist ein Lipopeptid namens "Myrcludex-B", teilt die Klinik mit. Es verhindert, dass das Hepatitis-B-Virus weitere Leberzellen befällt. Weltweit sind 350 Millionen Menschen chronisch mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) infiziert. Etwa ein Viertel der Betroffenen entwickelt aus der anfänglichen Leberentzündung eine Leberzirrhose oder Leberzellkrebs, die häufig tödlich enden. Durch die momentan verfügbaren Therapien können nur wenige der Patienten geheilt werden. "Aus unseren früheren Arbeiten (1), die in Kooperation mit Professor Stephan Urban von der Universität Heidelberg durchgeführt wurden, wussten wir bereits, dass Myrcludex-B eine Neuinfektion mit HBV in primären menschlichen Leberzellen verhindern kann. Nun konnten wir zeigen, dass es eine Ausbreitung des Virus in der Leber blockiert, wenn bereits eine HBV-Infektion vorliegt (2)", erklärt Professor Maura Dandri, die auch ein Teilprojekt im Sonderforschungsbereich 841 "Leberentzündung: Infektion, Immunregulation und Konsequenzen" am UKE leitet.
Lipoprotein verhindert die Vermehrung des Virus
Myrcludex-B ist ein Lipoprotein, das nach einem Bestandteil aus der Virushülle synthetisch hergestellt wurde. Es verhindert, dass das Hepatitis-B-Virus in Leberzellen eindringen kann. So blockiert es einen entscheidenden Schritt in der Vermehrung des Virus. Denn um sich zu vervielfältigen, müssen Hepatitis-B-Viren in Leberzellen gelangen. Im Kern der befallenen Zellen überdauert das Erbgut des Virus. Bei bereits bestehender chronischer Erkrankung bietet Myrcludex B die Möglichkeit, die noch nicht HBV-infizierten Leberzellen vor einer Infektion zu schützen. "Die Leber hat eine ausgeprägte Fähigkeit sich zu regenerieren. Außerdem ist in den meisten Fällen nur ein Teil der Leberzellen HBV-infiziert. Diese Zellen werden häufiger vom Immunsystem abgebaut und durch neue Zellen ersetzt. Deshalb kann der Schutz neu gebildeter Leberzellen die Anzahl der infizierten Zellen verringern", sagt Dandri. Myrcludex-B ist somit eine viel versprechende neue Behandlungsoption für chronisch mit HBV infizierte Patienten.
Zurzeit werden Patienten mit einer chronischen Hepatitis-B-Infektion über einen langen Zeitraum mit Interferon-α oder Inhibitoren (Nukleosidanaloga) eines viralen Enzyms behandelt. Beide Medikamente reduzieren die Viruslast zum Teil sehr effizient und verhindern, dass die Lebererkrankung rasch fortschreitet. Trotzdem kommt es nur in wenigen Fällen zur klinischen Heilung.


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