Nur in Südafrika leben mehr Menschen mit HIV und Aids als in Asien - das liegt nicht an besonders hohen Ansteckraten, sondern an der Bevölkerungsdichte. 60 Prozent der Weltbevölkerung lebt in Asien, darunter sind nach Schätzungen des Aids-Programms der Vereinten Nationen (UNAIDS) 4,9 Millionen HIV-Infizierte. In Südostasien gibt es vor allem zwei Probleme beim Umgang mit HIV: Menschenhandel, bei dem junge Frauen zur Prostitution gezwungen werden, und die Tabuisierung von Homosexualität.
In Südostasien werden jedes Jahr eine viertel Million Frauen und Kinder in die Prostitution gezwungen, schätzt die Entwicklungsorganisation der Vereinten Nationen UNDP. In Kambodscha werden vor allem Frauen vom Land in Bordelle in den Städten geschleppt, aus Indonesien werden Frauen sowohl in die heimischen Städte als auch ins Ausland gebracht und Thailand gilt vor allem als Standort für Bordelle mit Prostituierten aus der ganzen Region.
UNDP hat nach einer Studie im vergangenen Jahr alarmierende Schlüsse für die drei Länder gezogen: In Kambodscha waren 90 Prozent der zur Prostitution gezwungenen Frauen innerhalb von zwei Monaten mit Geschlechtskrankheiten infiziert. In Indonesien berichteten drei Viertel der Frauen von sexueller Gewalt. Und in Thailand wurden die Frauen, die gegen ihren Willen in Bordellen arbeiteten, dreimal so häufig zu Analsex gezwungen wie andere, konnten seltener auf Kondomnutzung bestehen und hatten mehr Sexualpartner.
"Zusätzlich zu den Menschenrechtsverletzungen setzen diese Misshandlungen die Frauen und Mädchen einem besonders hohen Risiko aus, an Geschlechtskrankheiten und HIV zu erkranken", heißt es in der Studie. Um HIV-Infektionen einzudämmen, müssten diese Opfer stärker beachtet werden.
Die Frauen seien häufig besonders jung, was das Ansteckungsrisiko erhöhe. Sie hätten zu wenig Macht oder Selbstbewusstsein, um auf Kondome zu bestehen, dürften sich oft nicht frei bewegen und hätten wenig Chancen, sich über Gefahren oder Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Außerdem würden sie durch sexuelle Gewalt Verletzungen erleiden, die Infektionen wahrscheinlicher machen.
Nach Angaben von UNAIDS haben in Asien neben Prostituierten und Drogenabhängigen auch Schwule ein besonders hohes Risiko, sich mit HIV anzustecken. Homosexualität ist in 19 von 48 Ländern in der Asien-Pazifik-Region verboten. Neun von zehn Schwulen können sich hier nicht über Risiken informieren oder falls nötig Behandlung in Anspruch nehmen, heißt es im Bericht eines UNDP-Workshops mit Gesundheits- und Rechtsexperten in Hongkong. In einem Klima aus Tabu und Verbot trauten sich die Männer nicht zu Ärzten, und in manchen Fällen verweigerten Mediziner und Organisationen Homosexuellen Hilfe.
"In Asien stecken sich Männer, die Sex mit Männern haben, überproportional oft mit HIV an. In Phnom Penh in Kambodscha wird ihre HIV-Rate auf 14 Prozent geschätzt, in Andrha Pradesh in Indien auf 16 Prozent und in Bangkok auf 28 Prozent", heißt es weiter in dem Bericht. Viele dieser Männer hätten auch Sex mit Frauen. Um den betroffenen Männern bessere Chancen auf Information, Vorbeugung und Behandlung zu verschaffen, müssten die Gesundheits- und Rechtsbehörden in den Ländern besser zusammenarbeiten.


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