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DGAINarkoseärzte wollen bessere Schmerzbehandlung

Eine bessere Schmerzbehandlung an Kliniken und noch mehr Sicherheit bei Narkosen wollen sich Anästhesisten auf die Fahnen schreiben.

Von diesem Samstag bis Dienstag treffen sich in Hamburg Experten der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI).

Weil immer mehr ältere Menschen mit schweren und vielen Begleiterkrankungen operiert würden, komme es rein rechnerisch zu einem Anstieg bei Komplikationen durch die Narkosen, sagte Prof. Hugo Van Aken, DGAI-Generalsekretär, bei der Vorstellung des Programms am Donnerstag. Bei solchen Patienten sei das Risiko, an Anästhesiefolgen zu sterben, etwa zehnmal höher als bei Patienten ohne Begleiterkrankungen.

Jährlich erhalten den Angaben zufolge in Deutschland mehr als neun Millionen Menschen eine Narkose. Laut Van Aken stirbt von 250 000 ansonsten gesunden Patienten einer an den Folgen einer Anästhesie. Mit einem zentralen, anonymen Meldesystem verschaffen sich die Ärzte einen Überblick über Fehlerquellen und wollen daraus Konsequenzen ziehen.

Ein besseres Schmerzmanagement in Krankenhäusern forderte Prof. Wolfgang Koppert, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover. Eine Befragung an 25 deutschen Kliniken mit mehr als 3000 Patienten habe Defizite offenbart. Und zwar nicht nur bei Patienten, die operiert wurden, sondern auch bei jenen Patienten, die "konservativ", also beispielsweise internistisch, behandelt wurden. Dazu gehörten Patienten mit Rheuma oder Infektionen.

Rund 46 Prozent der konservativ behandelten Patienten waren laut Umfrage nicht ausreichend behandelt, bei den operierten Patienten waren es knapp 30 Prozent. Die Daten wurden bereits im Vorjahr veröffentlicht. "Der Reflex, den Patienten die Schmerzen nach einer Operation zu nehmen, ist offenbar größer als bei einer internistischen Grunderkrankung", sagte Koppert. Er plädierte dafür, die gesetzlichen Grundlagen für Schmerztherapiebeauftragte an den Kliniken zu schaffen.

Im Blickpunkt der Narkoseärzte stehen auch Schmerzmedikamente wie Morphium und andere Opioide und die Frage, wie etwa Krebspatienten ihre letzten Lebenstage schmerzfrei erleben können. Der Einsatz dieser Medikamente werde häufig mit einem nahen Tod, Angst vor einer Sucht oder Sterbehilfe in Verbindung gebracht, sagte Prof. Michael Zenz, Sprecher des DGAI-Arbeitskreises Schmerzmedizin. Doch seien die Opioide, wenn sie richtig angewendet würden, sehr sichere Medikamente. Sie verändern über Rezeptoren im Gehirn die Schmerzwahrnehmung und werden nicht nur bei Tumorschmerzen verschrieben.

Ein längerer Einsatz auch über Monate könne bei chronischen Rücken- und Nervenschmerzen oder Rheuma angezeigt sein, sagte Koppert, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes ist. Um Ärzte und Patienten aufzuklären, wurden kürzlich Leitlinien zur Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht-tumorbedingten Schmerzen veröffentlicht.

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