Dabei kann der Druck den Sehnerv zerstören. Der Grüne Star, auch Glaukom genannt, ist dadurch eine der häufigsten Ursachen für Erblindung. "Oft registrieren die Patienten ihre Erkrankung erst, wenn bereits 95 Prozent des Sehnervs zerstört sind", sagt der Düsseldorfer Glaukom-Chirurg Randolf Widder. Der Privatdozent und ein paar andere Augenärzte setzen nun als erste in Europa eine neue, schonendere Operationsmethode gegen den Grünen Star ein.
Bei der neuen OP-Variante kommt ein mikroskopisch kleines Gerät zum Einsatz, das einen sogenannten minimalinvasiven Eingriff erlaubt: das Trabektom. Es sieht mit dem bloßen Auge aus wie eine normale Nadel, erst unter der Lupe wird sichtbar, dass es die Spitze in sich hat. Ein Messer, eine Elektrode, ein Absaug- und ein Infusionskanal sind darin untergebracht, die gesamte Apparatur kostet etwa 35.000 Euro. Statt wie bei der bisherigen Standard-OP die Bindehaut großflächig aufzuschneiden, bleibt sie beim Trabektom völlig unversehrt. Der 1,7 Millimeter kleine Schnitt geht durch die Hornhaut.
"Das ist deutlich weniger traumatisierend für das Auge. Die bisherigen Eingriffe sind komplikationsfrei und sehr ermutigend verlaufen", berichtet Oberarzt Widder von seinen Operationen im Düsseldorfer St. Martinus-Krankenhaus. Dort und an der Universitäts- Augenklinik in Freiburg wird die in den USA an der Universität von Kalifornien (Irvine/USA) von George Baerveldt entwickelte Methode eingesetzt.
"Mit etwas Routine dauert der Eingriff nur etwa zehn Minuten", sagt Widder. "Er ist kein Wundermittel, aber eine sinnvolle, weitere Waffe im Arsenal gegen den Grünen Star."
Der seit 40 Jahren erprobte Standard-Eingriff gegen den Grünen Star durch die Bindehaut bleibt damit, sofern noch erforderlich, uneingeschränkt möglich. Bei 2.000 Operationen nach der neuen Methode in den USA wurde eine durchschnittliche Senkung des Augeninnendrucks um 30 Prozent erreicht, berichtet Jens Jordan von der Universitäts- Augenklinik in Freiburg im Fachblatt "Der Augenspiegel".
Professor Günter Krieglstein, führender Glaukom-Experte in der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, lobt die neue OP- Methode als "risikoarm und wenig traumatisch", obwohl noch keine langfristige Therapiestudie vorliege. Die Methode sei durchaus bei Patienten angezeigt, bei denen eine mäßige Senkung des Augeninnendrucks vonnöten ist, sagt Krieglstein, der in Köln lehrt. Bei sehr stark erhöhtem Druck sei die neue Methode nicht ausreichend, sagt Krieglstein. Widder schätzt, dass etwa die Hälfte aller Grünen Star- Fälle auch ein Fall für das Trabektom sind.
Mit dem Trabektom wird unter dem Mikroskop eine Ableitung des Kammerwassers im Auge durch eine elektrochirurgische Abtragung des Gewebes, des Trabekelmaschenwerks, ermöglicht. Örtliche Betäubung reicht dazu aus. Auch nach der Operation müssen viele der Patienten allerdings weiter Medikamente gegen den erhöhten Innendruck nehmen, wenn auch in der Regel in deutlich reduzierter Dosis.


Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen