Professor Veit Braun ist Chefarzt der Neurochirurgischen Klinik des Evangelischen Jung-Stilling- Krankenhauses in Siegen und im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa erklärt der 50-Jährige, warum Schussverletzungen im Kopf so gefährlich sind und ob sich das Gehirn davon erholen kann.
Wovon hängt die Schwere einer Schussverletzung im Kopf ab?
Braun: "Das hängt davon ab, wo die Kugel eingetreten ist und welche Munition genutzt wurde. Bei einem Geschoss, das in den Schädel eintritt und dann im Gehirn zersplittert, sind die Folgen meist verheerend. Wenn es eine Kugel ist, die ungebremst durch den Kopf geht und der Schusskanal der Kugel relativ schmal ist, kommt es auf die Gehirn-Zentren an, die auf dem Weg der Kugel in Mitleidenschaft geraten sind."
Kann man solch eine Verletzung irgendwie behandeln?
Braun: "Prinzipiell kann man da nicht sehr viel tun. Die Zerstörung, die die Kugel angerichtet hat, kann nicht repariert werden. In der Regel versucht man als erstes zu verhindern, dass Bakterien in die Wunde gelangen - deshalb wird das Loch im Kopf erstmal zugemacht. Wenn es eine Gehirnblutung gab und diese drückt, muss man die Blutung operativ entfernen. Wenn dies nicht der Fall ist, muss man in der Regel nichts weiter operativ tun, aber man muss durch verschiedene Maßnahmen möglichst verhindern, dass es zu einer schweren Gehirnschwellung kommt. Selbst die Kugel kann manchmal im Kopf verbleiben."
Wie lange dauert die Erst-Behandlung einer Gehirn-Verletzung?
Braun: "Richtig Entwarnung kann man meist erst nach zwei Wochen geben. Dann erst wird die Reha eingeleitet."
Kann sich das Gehirn nach einer Verletzung auch wieder vollständig erholen?
Braun: "Das hängt davon ab, welche Region betroffen ist. Wenn das Sprachzentrum betroffen ist, kann die Muttersprache durch eine Therapie auch quasi als Fremdsprache wieder erlernt werden. Generell hängt es davon ab, wie flexibel die Funktion im Gehirn verankert ist, wie geschädigt das für die Funktion verantwortliche Zentrum ist und wie alt der Patient ist. Je älter, desto schlechter."


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