Nach dem Organspende-Skandal in Regensburg und Göttingen befürchtet der Leiter des Deutschen Herzzentrums Berlin (DHZB), Roland Hetzer, einen Rückgang der Spendebereitschaft. "Das wäre fatal, denn die eigentliche Ursache für die Vorfälle waren nicht fehlende Kontrollen, sondern die Tatsache, dass wir viel zu wenig Spenderorgane haben", sagte Hetzer. Er warnte davor, das gesamte System zu kriminalisieren. "Entscheidend ist, dass Vorfälle wie in Göttingen adäquat und streng geahndet werden. Betrug ist kein Gentleman-Delikt. Nur so ist es möglich, schwarze Schafe auszuschließen." Generell funktioniere das derzeitige Verfahren aber. "Natürlich ist ein zusätzliches Audit-System gut, aber ich glaube kaum, dass die Krankenkassen bereit sind, das zu zahlen. Und es darf dabei auch nicht zu viel Zeit verloren gehen", sagte Hetzer. Insgesamt sinke die Zahl der Spenderorgane seit den 90er Jahren stark. "Damals hatten wir bundesweit 600 Transplantationen pro Jahr. Heute sind es 350."
Zu den Gründen zählten der - grundsätzlich erfreuliche - Rückgang der Zahl junger Unfallopfer und die hohe Zahl der Hinterbliebenen, die eine Organentnahme bei potenziellen Spendern ablehnen. Zudem würden längst nicht alle Hirntoten von den deutschen Krankenhäusern an Eurotransplant gemeldet. "Die Pauschalen, die für die aufwendigen Multiorganentnahmen gezahlt werden, sind zu gering", sagte Hetzer. Der Anteil der älteren, krankheitsbedingt vorbelasteten Organe steige damit an. "Wir haben deutlich mehr 2.- und 3.-Klasse-Organe, die dann im beschleunigten Verfahren verteilt werden", sagte Hetzer. Der Arzt gilt als einer der international führenden Herzchirurgen und Transplantationsmediziner und baute das Deutsche Herzzentrum Berlin auf.


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