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DGHOStudie belegt steigenden Bedarf an Onkologen

Die Menschen werden älter und kriegen häufiger Krebs. Die Kosten für Krebsbehanldungen werden nur moderat steigen, sagt die DGHO, aber ein Mangel an Onkologen ist schon jetzt deutlich abzushen.

Als Folge des demografischen Wandels wird die Zahl der Krebsneuerkrankungen in Deutschland in den nächsten Jahren um etwa ein Sechstel ansteigen. Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) hat eine Studie vorgestellt, die erstmals neben konkreten Daten zur Entwicklung von Krebsneuerkrankungen und Prävalenzen auch die regionale onkologische Versorgung abbildet. Die Studie ermittelt zudem den künftigen Bedarf an onkologisch tätigen Ärzten sowie die erwartete Steigerung der Krankheitskosten für ausgewählte Krebsarten. Mit Hilfe unterschiedlicher Datenquellen ermittelte das Institut für Community Medicine der Universität Greifswald auf Basis von Krebsregisterdaten des Jahres 2008 Prognosen für das Jahr 2020 erstellt werden. Wichtige Prognosen zur Morbiditätsentwicklung:

• Im Vergleich zu 2008 wird die Zahl der Krebsneuerkrankungen bis zum Jahr 2020 um circa 67.000 pro Jahr zunehmen (+14 Prozent).
• Die größten absoluten Anstiege wird es bei Krebsentitäten mit einem Altersgipfel im höheren Lebensalter geben: 12.100 Männer werden pro Jahr mehr an Prostatakrebs erkranken (+19 Prozent), 7.900 (+22 Prozent) an Darmkrebs, 6.400 (+18 Prozent) an Lungenkrebs. Bei Frauen wird für den Brustkrebs ein Plus von 5.500 (+8%) Neuerkrankungen pro Jahr erwartet, an Darmkrebs um 4.100 (+12 Prozent), an Lungenkrebs um 1.700 (+11 Prozent).
• Bei der Prävalenz erwarten die Fachleute zwischen 2008 und 2020 bei Männern einen Anstieg um rund 116.000 auf dann 795.000 Patienten (+17 Prozent) und bei Frauen einen Anstieg um 60.000 auf dann 725.000 Patientinnen (+9 Prozent).

Onkologen erwarten Kostenexplosion
Die Zunahme der Krebsneuerkrankungen betrifft in allererster Linie ältere Menschen. Bedenklich ist, dass anteilsweise weit weniger ältere Menschen eine medikamentöse Therapie ihrer Tumorerkrankung erhalten als die unter 60-Jährigen. Dieser Unterschied ist medizinisch nicht zu begründen. "Unsere Aufgabe wird es sein, sicherzustellen, dass ältere Patienten nicht aufgrund ihres Alters bei therapeutischen Entscheidungen bewusst oder unbewusst benachteiligt werden", betont der DGHO-Vorsitzende Mathias Freund. Eine Kostenexplosion bei den Krebstherapien erwartet der DGHO-Vorsitzende trotz steigender Patientenzahlen nicht: "Die onkologische Behandlung wird auch in Zukunft bezahlbar bleiben." Unter der Annahme unveränderter Rahmenbedingungen (Kosten pro Fall, Abrechnungsmodalitäten und Therapieleitlinien) errechnet sich für den Zeitraum 2008 bis 2020 ein Anstieg der durch Krebserkrankungen im Gesundheitswesen verursachten Kosten um 1,7 Milliarden Euro (+11%). Dieses Plus ist eher unerwartet niedrig.

Bedarf an Krebsärzten steigt um bis zu 25 Prozent
Gegenstand der Studie war außerdem die Entwicklung der ärztlichen Versorgung in der Onkologie in Deutschland. Auf Basis von Trends der Jahre 2002 bis 2011 wurden auch hier Prognosen für das Jahr 2020 erstellt. Gemessen am Vergleichsjahr 2008 wurde ein zusätzlicher Bedarf an Ärzten mit der Schwerpunktbezeichnung Hämatologie und Onkologie von 6% bis 25% je nach Bundesland prognostiziert. "Mit Sorge beobachten wir zudem, dass von den derzeit tätigen Hämatologen und Onkologen im Jahr 2020 etwa 25 Prozent mindestens 65 Jahre alt sein werden. In der Summe sehen wir einen massiven Bedarf an Krebsspezialisten", erläutert die DGHO-Vorsitzende Diana Lüftner. Ein großer Teil dieses Bedarfs dürfte im ambulanten Sektor entstehen. Eine im Rahmen der Greifswalder Studie vorgenommene Analyse der Abrechnungsdaten des Wissenschaftlichen Instituts der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (WINHO) zeigt, dass die Zahl der Patienten mit ambulanten Krebstherapien zwischen 2008 und 2011 stärker zugenommen hat als dies allein durch demografische Effekte zu erwarten gewesen wäre.

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