Sorgen bereitet den Medizinern die sogenannte multiresistente Tuberkulose (TB), bei der die gängigen Antibiotika nicht mehr anschlagen. Der Tropenmediziner Kai Braker von der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" warnt im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa, dass viele der heutigen Medikamente in den kommenden Jahrzehnten ihre Wirkung gegen die TB-Bakterien verlieren werden.
In den ehemaligen Ländern der Sowjetunion leiden viele Menschen an einer Form der Tuberkulose, bei der die gängigen Antibiotika nicht mehr anschlagen - Woran liegt das?
Braker: "Aus meiner Sicht gibt es zwei Faktoren, die eine Rolle spielen: Einmal gibt es Tuberkulosestämme, die resistent gegen die üblichen Antibiotika sind. Es scheint so zu sein, dass TB-Stämme in Asien zuerst die Fähigkeit entwickelt haben, Resistenzmechanismen gegen Antibiotika zu entwickeln. In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion kommt noch hinzu, dass es in der Vergangenheit Versorgungsprobleme mit Tuberkulosemedikamenten gab. Zudem wurden häufig Monotherapien durchgeführt, also Therapien mit einem einzigen Antibiotikum. Wenn eine Krankheit in dieser Form behandelt wird, dann können Bakterien leichter eine Resistenz bilden. Und wenn die resistenten Stämme einmal da sind, dann können sie auch leichter übertragen werden."
Könnte die multiresistente Tuberkulose ein globales Problem werden?
Braker: "Es gibt manche Gegenden, wo schon heute 10 bis 20 Prozent der Neuerkrankungen durch resistente Keime verursacht werden. Aber letztendlich ist es ein Phänomen, das man überall sieht: Selbst im südlichen Afrika, wo die multiresistente Tuberkulose noch nicht so stark verbreitet ist, sind es heute schon zwischen 1 und 7 Prozent aller Neu-Erkrankten. Eigentlich ist es also schon heute ein globales Problem. Wir gehen davon aus, dass im Verlauf der kommenden Jahrzehnte die alten Medikamente zu einem immer höheren Grade nicht mehr wirksam sein werden."
Wird die Tuberkulose irgendwann ausgerottet sein?
Braker: "Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der erste Punkt ist die HIV-Epidemie. Dadurch gibt es vor allem in Afrika viele Menschen, die ein schwaches Immunsystem haben und somit anfälliger für Tuberkulose-Keime sind. Zum zweiten sind in vielen Ländern die Gesundheitssysteme nicht so gut entwickelt, dass Tuberkulose rechtzeitig diagnostiziert und behandelt wird. Das ist vor allem ein Problem der ärmeren Länder. Zum Dritten gibt es das Problem der Medikamentenresistenz. Und besonders bei der resistenten Form der Tuberkulose gibt es noch keine zufriedenstellende Behandlung."


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