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Siegener FrühchentodUngewissheit für Eltern unerträglich

Drei Frühgeborene sterben innerhalb kurzer Zeit. Ärzte und Ermittler in Siegen wissen noch immer nicht, was genau passierte. Denn bislang scheint nichts falsch zu sein in der Klinik.

"Wir hoffen von ganzem Herzen, dass es ein Zufall ist." Viel mehr bleibt Chefarzt Rainer Burghard nicht zu sagen. Drei Frühgeborene sind innerhalb von zwei Tagen nach einem ungewöhnlich schnellen Krankheitsverlauf in der Siegener Klinik gestorben. So voll und ganz scheinen die Helfer in der Kinderklinik aber noch nicht an einen Zufall zu glauben. Von einem ähnlichen Fall haben sie in der Spezialeinrichtung in Nordrhein-Westfalen noch nie gehört.

"Wir wollen wissen, wie diese Kinder gestorben sind", sagt Verwaltungschefin Stefanie Wied. Das sei nicht nur für die Medizin und die Klinik wichtig, um die Ursachen abstellen zu können. "Für die Eltern ist es eine noch unerträglichere Situation. Sie müssen den Tod verwinden und kennen nicht einmal die Ursache."

Mit wenigen hundert Gramm Gewicht werden die kaum handgroßen Kinder auf die Welt gebracht. Ihr kleiner Körper ist dann extrem anfällig. Die Organe sind noch nicht ausgereift, vor allem das Immunsystem. Ansteckungen können wie bei alten Menschen schnell gefährlich werden.

Mit welchen Erkrankungen die Frühchen in die Siegener Spezialklinik kamen, darüber wollen die Ärzte nicht sprechen. Dürfen sie auch nicht. Wie genau die Krankheit verlief, ist auch nicht zu erfahren. Nur soviel ist klar: "Alle drei Kinder hatten eine Gemeinsamkeit: eine extreme Unreife", sagt Prof. Rainer Burghard. Die Überlebenschancen wären auch ohne zusätzliche Komplikationen herabgesetzt gewesen. Nur etwa vier von fünf Frühgeburten mit einem Gewicht von 1250 Gramm überleben im Durchschnitt.

Was aber Anfang September auf der Frühgeborenenstation passierte, damit hatten die Ärzte nicht gerechnet. "Der Verlauf war völlig unberechenbar." Das schwächste Kind starb sechs Stunden nach dem Auftauchen der Symptome. "Wir waren mit unseren Maßnahmen immer einen Schritt zu spät", sagt Burghard.

Da der Tod von Frühgeborenen nichts ganz Ungewöhnliches ist, habe die Klinik erst nach dem Tod des dritten Kindes reagiert, hieß es. Gesundheitsamt und Staatsanwaltschaft wurden eingeschaltet. Dazu kam der schwere Gang zu den Eltern. Ihnen bot die Klinik psychologische Hilfe an.

Vieles wurde bei der Ursachensuche auf den Kopf gestellt, Infusionen und Desinfektionsmittel untersucht, das Personal. Nichts sei - auch mit Hilfe externer Experten - gefunden worden. Deshalb darf die Frühgeborenenstation weiterarbeiten. Mehr Aufschluss erhoffen sie sich nun dort von weiteren Untersuchungen der Babyleichen und den weiteren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.

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