In Kürze werde ein externes Gutachten erwartet, das die Klinikleitung parallel zu den Untersuchungen des Berliner Robert Koch-Instituts in Auftrag gegeben habe, sagte der Medizinische Vorstand des Klinikums Wolfgang Fleig. Speziell erhoffe sich die Klinik Hinweise zur Todesursache bei 39 Patienten. 2010 war der multiresistente Erreger KPC (Klebsiella pneumoniae mit Carbapenemasebildung) erstmals aufgetreten. Allein zwischen Herbst 2010 und Frühjahr 2011 wurden 30 Fälle registriert. Insgesamt infizierten sich 63 Menschen zwischen Juli 2010 und März 2013. 38 wurden mit dem KPC-Keim besiedelt, ohne dadurch bedingte Erkrankungszeichen aufzuweisen. Die Universitätsklinik selber sprach vom bisher größten beschriebenen KPC-Ausbruch in Deutschland.
Hinweise zur Todesursache von 39 Patienten
"Klebsiellen gehören bei vielen Menschen zur normalen Darmflora", sagte Fleig. "Wir tragen sie alle in uns." Gefährlich würden sie nur, wenn sie nicht auf Antibiotika reagierten. Vor allem, wenn die Mikroorganismen den Darm verlassen und ins Blut übertreten. Das betreffe besonders schwer kranke Menschen. Bei den 39 Verstorbenen könne bisher nicht eindeutig gesagt werden, ob sie ihrer schweren Krankheit erlegen seien oder ob die Keime sie getötet haben. Es sei aber davon auszugehen, dass KPC-Keime in mehreren Fällen den Krankheitsverlauf ungünstig beeinflusst haben.
"So etwas wird uns nicht noch einmal passieren"
Unabhängig von den Ergebnissen des Gutachtens und der Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts habe das Klinikum seine Vorsorge- und Hygienemaßnahmen drastisch verschärft. "So etwas wird uns nicht noch einmal passieren", sagte Fleig. Früher seien Patienten nicht systematisch auf KPC und vergleichbare Keime getestet worden, wenn sie in die Klinik aufgenommen wurden. Heute werde jeder Patient darauf untersucht, wenn er auf eine Intensivstation komme. Und dann jeweils wöchentlich, solange er im Krankenhaus sei. Werden multiresistente Keime festgestellt, komme der Betroffene in Isolation und erhalte eine Einzelbetreuung. Das Klinikum habe dafür inzwischen drei Isolierstationen eingerichtet mit insgesamt 52 Betten.
KPC-Keim soll aus Griechenland gekommen sein
Seit Sommer 2012 seien im Klinikum rund 40.000 molekularbiologische Untersuchungen zum Test auf KPC und vergleichbare hochresistente Erreger gemacht worden. Auslöser des Keimausbruchs 2010 sei ein schwer kranker Patient gewesen, der aus einem griechischen Krankenhaus übernommen worden war. "Wir haben zu spät erkannt, dass er den KPC-Keim aus Griechenland mitgebracht hatte und damit wertvolle Zeit verloren", sagte Fleig. Multiresistente Keime seien deshalb so gefährlich, weil sie kaum oder gar nicht auf Antibiotika reagierten. "Die Situation heute ist, dass es Erreger gibt, gegen die wir keine wirksamen Antibiotikatherapien mehr haben", sagte Fleig. In Krankenhäusern in Deutschland ist es in der jüngeren Vergangenheit immer wieder zu Keimausbrüchen gekommen, so auch in Bremen, Dresden, Jena und in Berlin.


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