
Die deutschen Universitätskliniken und zahlreiche weitere Partner aus anderen Gesundheitssektoren wollen rund 8000 Corona-Infizierte und Erkrankte über den gesamten Krankheitsverlauf intensiv beobachten, spezielle Blutuntersuchungen ermöglichen und jede Besonderheit erfassen. Sie engagieren sich dafür im Nationalen Pandemie Kohorten Netz (NAPKON), einem der zentralen Projekte des von der Bundesregierung mit 150 Millionen Euro geförderten Netzwerks Universitätsmedizin. Die übergreifende Dateninfrastruktur für das Projekt stellt das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) zur Verfügung.
Der Patient im Mittelpunkt
Daten und Proben werden nur erfasst, wenn die Betroffenen vorher ausführlich informiert wurden und eingewilligt haben. Das Studienpersonal erhebt sorgfältig klassische klinische Untersuchungsparameter, Daten von bildgebenden Verfahren sowie Arzt- und Pflegeberichte und gibt alle Informationen in eine deutschlandweite Datenbank ein. Viele weitere Parameter kommen hinzu, beispielsweise Angaben zur Lebensqualität, wie schnell sich die Erkrankten erholen, ob sie psychische Probleme haben, wann sie wieder arbeitsfähig sind oder ob sie Folgeerkrankungen entwickeln. Ein zentraler Bestandteil von NAPKON ist ein einheitliches Bioprobenset, das von allen Teilnehmern hochstandardisiert erhoben wird und - verknüpft mit den anderen Daten - wichtige Erkenntnisse für die Biomarker-, Impfstoff- und Medikamentenforschung liefern soll.
Personeller und technischer Kraftakt
Etwa 2000 Merkmale wird das Studienpersonal bei den teilnehmenden Patientinnen und Patienten in mehreren Visiten wiederholt erheben, ein personeller und datentechnischer Kraftakt. Fünf Universitätskliniken – neben Frankfurt und der Charité auch Hannover, Kiel und Würzburg – koordinieren NAPKON, an dem sich alle Universitätskliniken und bis zu 200 weitere Einrichtungen beteiligen sollen, darunter auch Arztpraxen und Gesundheitsämter. Fast 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler engagieren sich bereits in fach- und organspezifischen Arbeitsgruppen und gestalten die Studie und die Fragestellungen. Bei der Analyse der Daten sollen Methoden der modernen Datenwissenschaften und Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen.
Wie funktioniert das Netzwerk?
Um zügig starten zu können, greift NAPKON in der Anfangsphase auf eine Forschungsinfrastruktur zurück, die sich in der Praxis bereits bewährt hat: Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung führt seit Jahren klinische Studien mit einem Zentren übergreifenden Ansatz durch und hat seine Systeme für Covid-19 erweitert. Das System arbeitet nach Vorgaben der Guten klinischen Praxis und der Europäischen Datenschutzgrundverordnung unter strengstem Schutz der Persönlichkeitsrechte der Patientinnen und Patienten.
Die Forschungsdateninfrastruktur ist langfristig angelegt und wird nach einer Übergangsphase durch die Medizininformatik-Initiative weitergeführt und ausgebaut, wobei sie auch Daten von Apps und solche aus der Routineversorgung einfließen lassen will.
Das Netzwerk der Universitätsmedizin, die Medizininformatik-Initiative wie auch die beteiligten Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung werden durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Weiterführende Informationen: Nationales Pandemie Kohorten Netz NAPKON


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