Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) kritisiert den Katalogeffekt des DRG-Systems – sprich, die sich verändernde Bewertung identischer Fälle. "Die vom Gesetzgeber mit dem Fallpauschalensystem etablierten Rahmenbedingungen belasten damit die Kardiologien immer schwerer. Das funktioniert so: Eine Stichprobe von knapp 250 deutschen Krankenhäusern meldet ihre Kosten an das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (Inek), das dann auf dieser Basis die neuen Fallpauschalen kalkuliert. Das bedeutet, dass aus unseren Kosten von 2012 die Vergütung für 2014 wurden", erklärte der Mediziner Lutz Frankenstein vom Universitätsklinikum Heidelberg auf der Jahrestagung der DGK in Mannheim.
Der Pauschale für DES-Stents ist von 700 auf 200 Euro gefallen
Die Konsequenz, so Frankenstein: Erfolgreiches Sparen seitens der Krankenhäuser führt dazu, dass die niedrig gehaltenen Kosten eines Jahres zwei Jahre später niedrigere Fallpauschalen und damit höheren Kostendruck ergeben. Ein Beispiel dafür ist die Implantation eines Medikamenten-freisetzenden Stents – kurz DES (drug eluting stents): Im Jahr 2009 sei dieser mit rund 700 Euro vergütet worden, in diesem Jahr aber erhalte die Abteilung für diese Leistung gerade etwas mehr als 200 Euro.
Gute Zusammenarbeit mit Inek und Dimdi
Ein weiterer belastender Faktor: Wenn die Kosten für eine Behandlungsmethode wegen medizinischer Fortschritte steigen, werde dies erst nach mindestens zwei Jahren in der Kalkulation der Fallpauschalen berücksichtigt. "Dabei wird die Zusammenarbeit der DGK mit dem Inek und dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (Dimdi) von beiden Seiten als vertrauensvoll und positiv empfunden", sagte Frankenstein, der Mitglied der Projektgruppe "Leistungsbewertung in der Kardiologie" der DGK ist. So sei es in einigen Bereichen gelungen, innovative und durch Evidenz belegte Behandlungspfade in entsprechende Fallpauschalen abzubilden, die einer Anwendung auf breiter Basis entgegenkommen. Dies gilt etwa für den Ischämie-Nachweis mittels Myokardszintigraphie oder auch Druckdraht, eine Methode, mit der das Ausmaß der Beeinträchtigung des Herzmuskels bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit abgeschätzt werden kann. Diese Untersuchungen helfen bei der Frage, ob ein Patient die Versorgung eines Herzkranzgefäßes mittels Stent überhaupt benötigt, oder nicht.
"Herzkatheter-Untersuchungen sind keine lohnende Einnahmequelle"
Unzutreffend, so Frankenstein, sei der oft geäußerte Vorwurf, kardiologische Abteilungen würden zu viele Herzkatheter-Untersuchungen durchführen, um damit Einnahmen zu generieren: "Ein solches Verhalten wäre nicht nur ethisch untragbar, sondern ist auch ökonomisch wenig sinnvoll." Der aktuelle Fallpauschalen-Katalog weist für die Untersuchung und Behandlung von Patienten mit koronarer Herzkrankheit oder Angina pectoris im Katheterlabor lediglich geringfügig höhere Pauschalen auf als bei medikamentöser konservativer Behandlung ohne Herzkatheter. Frankenstein: "Die Differenz von 400 bis 500 Euro entspricht gerade mal dem Material- und Personaleinsatz im Katheterlabor. Man kann also nicht behaupten, dass dies für die Abteilungen eine lohnende Einnahmequelle wäre."
kma fragt Mediziner und Kassen: Gibt es eine Überversorgung?
Auch die kommende kma (ET: 2. Mai) beschäftigt sich unter der Überschrift "Das Geschäft mit dem Herzen" mit den kardiologischen Fachdisziplinen. Die Autorin Romy König geht der der Frage nach, ob Herzzentren auch künftig noch lukrativ sein werden. Außerdem hat sie Mediziner und Krankenkassen gefragt, ob es eine Überversorgung gibt.


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