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Drei Jahre nach Skandal um Wartelisten-ManipulationZahl der Organspender auf neuem Tiefstand

Nach einem deutlichen Einbruch 2012/2013 scheint die Talfahrt bei den Organspenden dennoch vorerst gestoppt. Von einer "Stabilisierung auf niedrigem Niveau" spricht die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO). Gesundheitsminister Herrmann Gröhe rief die Bevölkerung erneut zu Organspenden auf.

2014 lag die Zahl der Organspender bundesweit bei 864 Personen und damit nur noch geringfügig niedriger als die 876 im Jahr zuvor. Nach Angaben der Stiftung Organtransplantation ist das allerdings der niedrigste Stand seit 2008. Nach Manipulationen an den Wartelisten waren die Spenderzahlen in den Jahren 2013 und 2012 einmal um 16 und einmal um 13 Prozent eingebrochen. Nun habe sich die Situation "auf niedrigem Niveau stabilisiert", sagte der Medizinische Vorstand der DSO, Axel Rahmel.

2014: 3.169 Organtransplantationen in Deutschland
Im vergangenen Jahr kamen in Deutschland laut DSO 10,7 Spender auf eine Million Einwohner (2013: 10,9). Die Summe der in Deutschland gespendeten Organe blieb ebenfalls weitgehend konstant, sie verringerte sich im Vorjahresvergleich um 46 auf 2.989. Insgesamt wurden im Jahr 2014 in Deutschland 3.169 Organe aus dem Eurotransplant-Verbund transplantiert, im Vorjahr waren es 3.248. Nach Angaben von Eurotransplant warten in Deutschland derzeit mehr als 10 000 Patienten auf ein Spenderorgan.

Bei der Spendenbereitschaft zeichneten sich innerhalb der Bundesländer unterschiedliche Tendenzen ab. Entgegen dem Bundestrend stieg die Zahl der Organspender etwa im Land Sachsen um 12 Prozent an. Mit insgesamt 55 Personen gab es dort sechs Organspender mehr als im Jahr zuvor. Demgegenüber fiel die Zahl im Land Nordrhein-Westfalen mit ebenfalls 12 Prozent noch stärker als im Bundestrend, der bei 1,4 Prozent lag. In etwa gleich blieb die Zahl der Organspender unter anderem in Berlin, Sachsen-Anhalt oder Thüringen.

Als bundesweite Koordinierungsstelle für die Organspende nimmt die DSO eine zentrale Rolle im Organspendeprozess ein, der in vielen Krankenhäusern ein seltenes Ereignis ist. Die DSO bietet allen Krankenhäusern rund um die Uhr umfassende organisatorische Unterstützung bei allen Abläufen von der Spendercharakterisierung über die Organentnahme bis zum Transport in die Transplantationszentren. Im Jahr 2014 hatten 528 von 1.326 Kliniken mindestens einmal mit der DSO aufgrund einer möglichen Organspende Kontakt aufgenommen, im Vorjahr waren es 514.

Gröhe: "Vertrauen regeneriert sich nur langsam"
Da zuletzt immer weniger Bürger zu Organspenden bereit waren, hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) jetzt an die Bürger appelliert, im Todesfall ihre Organe anderen Menschen zur Verfügung zu stellen. "Organspenden können Leben retten, jeder kann durch einen Unfall oder eine schwere Krankheit schon morgen in die Lage kommen, auf ein Spenderorgan angewiesen zu sein", sagte der Minister der "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Die Regierung habe 2012 Konsequenzen aus dem Fehlverhalten in einigen Kliniken durch striktere Kontrollen in der Transplantationsmedizin gezogen. Allerdings lasse sich "verloren gegangenes Vertrauen nur langsam zurückgewinnen".

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