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OrganspendeZahl der Spender so niedrig wie vor 30 Jahren

Der Skandal um manipulierte Wartelisten hat das Vertrauen der Bevölkerung in die Organspende nachhaltig erschüttert: In den westdeutschen Ländern ist die Zahl der Spender auf dem niedrigsten Stand seit Gründung der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) vor 30 Jahren. In den ersten neun Monaten dieses Jahres spendeten bundesweit nur noch 649 Menschen nach ihrem Tod Organe, teilte Axel Rahmel, neuer Medizinischer Vorstand der DSO beim 10. Jahreskongresses der DSO in Frankfurt mit.

Im vergleichbaren Zeitraum 2013 waren 675, im Jahr 2012 noch 829 Organspenden verzeichnet worden. Mit diesen Zahlen sei die Organspende "wieder dort angekommen, wo wir gestartet sind", sagte Rahmel. Aktuell warten 11.000 schwer kranke Menschen in Deutschland auf ein Spenderorgan, jeden Tag versterben laut DSO drei Patienten auf der Warteliste, weil sie nicht rechtzeitig ein geeignetes Organ erhalten. Gleichwohl sieht die DSO auch einen kleinen Hoffnungschimmer am Horizont. Die Zahlen seien nun "auf niedrigem Niveau stabil", es gebe sogar Anzeichen für Hoffnung, dass die Zustimmung der Bevölkerung zur Organspende wieder steige.

Zahl der Lebendspenden sinkt ebenfalls
"Kopfzerbrechen" bereitet der DSO aber, dass auch die Zahl der Lebendspenden sinkt. Dies sei ein Zeichen für "eine stärkere Verunsicherung der Bevölkerung", wenn nicht gar für "einen grundsätzlichen Vertrauensverlust", räumte Rahmel ein. Zahlen zu Lebendspenden gab es beim 10. Jahreskongress der DSO, der noch bis zum Dienstag in Frankfurt stattfindet, nicht. Die DSO koordiniert die postmortale Organspende in Deutschland, ist aber nicht für Lebendspenden zuständig.

Wartelisten manipuliert
Im Sommer 2012 kam ans Licht, dass zwei Mediziner der Göttinger Universitätsklinik Akten gefälscht und eigene Patienten beim Empfang von Spenderlebern bevorzugt haben sollen. Später wurden Manipulationen bei der Organvergabe in weiteren Krankenhäusern bekannt. Als Folge des Skandals wurde 2012 das Transplantationsgesetz umfangreich reformiert. Möglichst jeder Bundesbürger soll nun seine Bereitschaft zur Spende erklären.

Seither sei vieles geschehen, was in die richtige Richtung gehe, sagte Prof. Björn Nashan, Präsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft. Seine Fachgesellschaft begrüßt es, dass Manipulationen "nicht mehr als Kavaliersdelikt angesehen werden". Die Kontrollen seien verschärft worden, das Verfahren transparenter, die Richtlinien genauer. "Jetzt geht es darum, die Bevölkerung besser einzubinden."

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