Sollten Patienten durch die zu niedrig dosierte Strahlung zu Schaden gekommen oder gar gestorben sein, kämen als Vorwurf fahrlässige Körperverletzung oder fahrlässige Tötung in Betracht, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die Asklepios-Klinik St. Georg hatte am Montag bestätigt, dass zehn Patienten zwischen 2010 und 2013 falsch bestrahlt worden sind. Sieben der schwer Krebskranken seien inzwischen gestorben, aber nicht infolge der zu geringen Bestrahlung. Die Grünen und die Linken in der Bürgerschaft forderten Aufklärung vom Senat. Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie erklärte am Dienstag, im Interesse der Patienten und ihrer Sicherheit sei es wichtig, die erhobenen Vorwürfe genau zu prüfen.
"Die Software war ausgesprochen verwirrend"
Ob die für die Dosierung zuständigen Physiker das Gerät falsch bedienten oder ob das Programm fehlerhaft war, sei schwer zu sagen, erklärte der Asklepios-Sprecher. "Die Software war ausgesprochen verwirrend." Bei einer Serienprogrammierung für mehrere Bestrahlungen habe das Programm die angegebene Dosis automatisch auf die Anzahl der Sitzungen verteilt. Nachdem der Fehler festgestellt worden sei, seien die Patienten sofort informiert worden. Die Krebskranken seien externe Patienten gewesen, also von niedergelassenen Ärzten zur Bestrahlung in die Klinik geschickt worden. Seit Dezember 2014 habe die Abteilung eine neue Software und dürfe die sogenannte Brachytherapie, bei der die Strahlenquelle ganz nah an den Tumor herangeführt wird, wieder anwenden.
Grüne sprechen von "Strahlenskandal"
Die Grünen in der Bürgerschaft sprachen von einem "Strahlenskandal" und forderten wie die Linken Aufklärung vom Senat. "Die Berichte über die Vorfälle bei Asklepios sind erschreckend. Dieser Fall muss umgehend und lückenlos aufgeklärt werden", erklärte die Spitzenkandidatin der Grünen, Katharina Fegebank. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken, Kersten Artus, verlangte, dass der Prüfbericht der Ärztekammer veröffentlicht wird.
Die SPD-Fraktion stärkte der Gesundheitsbehörde den Rücken. "Die Vorkommnisse in der Asklepios-Klinik St. Georg sind zügig aufgeklärt worden", meinte der Gesundheitspolitiker Martin Schäfer. Nun müsse gemeinsam aufgearbeitet werden, wie so etwas in Zukunft vermieden werden könne. Es dürfe "auf keinen Fall zu Schludrigkeiten bei der Dokumentation kommen, wie es in der Abteilung für Strahlentherapie im Klinikum St. Georg wohl passiert ist".


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