So würden Eltern kaum über die Folgen des Lutschens, fehlerhafte Ernährungsgewohnheiten oder erste Fehlstellungen im Milchgebiss aufgeklärt. Gleichzeitig neigten die Krankenkassen immer mehr dazu, erste notwendige Behandlungen aufschieben zu wollen.
Wenn sich Gebisse unbehandelt in eine "nicht normale Richtung" entwickelten, müssten viele Kinder bei zu später Therapie feste Zahnspangen tragen. Diese Behandlungen von meist 10- bis 12-Jährigen koste im Schnitt rund 4000 Euro, die Therapien mit losen Spangen bei kleineren Kindern dagegen nur rund 1000 Euro. Müssten Erwachsene wegen Zahn- und Kieferfehlstellungen und daraus resultierender Schmerzen und komplexer Krankheitsbilder operiert werden, kämen leicht Kosten von 10 000 Euro mehr zusammen.
Allerdings würden Patienten von Orthopäden und anderen Ärzten inzwischen häufiger zu Zahnärzten oder kieferorthopädischen Praxen überwiesen. Diese Patienten haben nach teils jahrelangen fehlgeschlagenen Behandlungen einen hohen Leidensdruck. "Mit der Korrektur von Zahnfehlstellungen sind viele Leiden zu beheben", betonte die Kieferorthopädin.
In Deutschland ist nach Worten des Rostocker Sportmediziners Frank Bartel der Zusammenhang zwischen chronischen Rückenschmerzen und zahnmedizinischen Ursachen zu wenig bekannt. Unterschätzt werde dabei insbesondere die zentrale Stellung der Kiefermuskeln - sie sind die stärksten Muskeln des menschlichen Körpers. Schon bei einer Verschiebung von wenigen Millimetern reagiert der Körper mit einer schiefen Haltung des Kopfes und einer veränderten Kautechnik. Die Folgen seien Verspannungen, die sich wellenförmig über den Rücken bis ins Kniegelenk fortsetzen können. Rund drei Prozent der Bevölkerung hätten eine Störung beim Zusammenspiel von Schädel und Kiefer, sagte Bartel.


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