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RobotikDer Reha-Roboter

Heutzutage wird die Arbeit der Bewegungstherapeuten in Kliniken und Reha-Einrichtungen von diversen technischen Hilfsmitteln unterstützt. In Zukunft könnte ihnen dafür sogar ein Roboter zur Seite stehen, der einige Aufgaben komplett selbst übernimmt. Erste Ansätze dafür gibt es schon.

Bei Patienten, die sich nicht genügend bewegen können, treten oft ernsthafte körperliche Beschwerden auf. Das erhöht im Krankenhaus auch die Aufenthaltsdauer und die Behandlungskosten. Die Kliniken setzen deshalb einiges daran, ihre Patienten möglichst früh wieder zu mobilisieren. In Zukunft könnten sie dabei von einer Disziplin unterstützt werden, die bei der Rehabilitation bisher wenig in Erscheinung getreten ist: der Robotik.

Mobilisierungshilfen im Krankenhaus
Technische Mobilitätshilfen für die Reha sind in der Klinik schon heute keine Seltenheit mehr. So können etwa moderne Krankenhausbetten dabei helfen, den Bewegungsapparat der Patienten schon in Intensivstation zu stimulieren. Sie helfen später sogar dabei, sie wieder auf die Beine zu bringen. Dazu verlagern sie den Patienten langsam aus einer liegenden Position in eine sitzende, sodass er ohne fremde Hilfe lesen oder Mahlzeiten zu sich nehmen kann, auf Augenhöhe mit Besuchern und Angehörigen sprechen oder sogar selbstständig aufstehen kann. Selbst die Unterhaltungselektronik im Krankenhaus könnte demnächst zur Rehabilitation beitragen. So wollen die Hersteller von Entertainmentsystemen auf ihren Plattformen zukünftig auch Lehrvideos, Anleitungen zur Selbsthilfe, Information über Krankheiten und deren Verläufe und sogar Serious Games anbieten.

Roboter soll Therapeuten nicht ersetzen
Das gemeinsame Forschungsprojekt der Technischen Universität Ilmenau und der Rehaklinik Bad Liebenstein geht noch einen Schritt weiter. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „Robotischer Reha-Assistent für Schlaganfallpatienten“ soll bis Ende dieses Jahres einen marktfähigen Roboter entwickeln, der die Rehabilitation von Schlaganfallpatienten unterstützt. Der fast menschengroße Reha-Roboter wird stationäre Patienten bei ersten Lauf- oder Orientierungsübungen begleiten und anleiten, um ihre Mobilität zu stärken. Er soll ihnen dabei helfen, selbst Therapiefortschritte zu machen. Die neuartige Therapieform wird bereits im realen Krankenhausumfeld der m&i-Fachklinik Bad Liebenstein entwickelt und getestet. „Der Roboter hört auf den Namen Roreas und ist bereits das erste Mal in der Klinik herumgefahren“, erklärt Gustav Pfeiffer, Chefarzt für weiterführende Neurorehabilitation der Fachklinik Bad Liebenstein.

Hilfsmittel und Motivator
Dass auch ältere Patienten keine Berührungsängste mit dem armlosen Roboter haben, der eher an eine Boje als an seine Sciencefiction-Vorbilder erinnert, hat das Entwicklerteam schon mit dem Vorgängermodell herausgefunden. „Für mich ist das ein Instrument, das ich benutze wie etwa ein Lifestyle-Armband – auch der Roboter sagt Ihnen, welche Fortschritte Sie bereits gemacht haben, indem er die zurückgelegte Strecke misst“, so Pfeiffer. Dem Vorwurf, dass er Bewegungstherapeuten Konkurrenz macht, erteilt er eine klare Absage: „Unsere Motivation für das Projekt ist, bei den Patienten den Eigenimpuls zur selbstständigen Therapie zu fördern.“ Mit dem Roreas könnten die Patienten jederzeit und mehrfach am Tag trainieren, den Therapeuten blieben damit sogar mehr Zeit für die akuten Fälle.

Pfeiffer prognostiziert, dass die robotergestützte Rehabilitation in den nächsten Jahren zunehmen wird. Darauf sollte man sich einstellen. Auch Pflegewissenschaftler sehen die Entwicklung differenziert. „Die Bewegungstherapeuten haben jetzt die Chance, ihre Kompetenz einzubringen, indem sie sich aktiv an der Entwicklung beteiligen. Das heißt auch, dass sie die Grenzen dieser Roboter klar definieren können“, sagt Otto Inhester, Pflegewissenschaftler der Universität Witten/Herdecke. Das gilt auch für die Patienten.

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