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Instrumentensterilisation bei Helios„Für uns ist die ZSVA ein Teil des OP-Managements“

Skandale wie jüngst in Mannheim rücken die Probleme der Sterilgutabteilungen in die Öffentlichkeit. Im Gegensatz dazu scheinen private Klinikketten die Qualität ihrer ZSVA gut im Griff zu haben. Wir haben mit Armin Engel, einem der sechs Geschäftsführer der Helios-Klinikgruppe und als solcher auch verantwortlich für die Sterilgutqualität, über seine Erfolgsstrategie gesprochen.

Betreibt jedes Ihrer Häuser eine eigene Zentralsterilisation, oder lassen Sie das Sterilgut auch durch externe Firmen aufbereiten?
Für uns ist die Sterilgutversorgung ein wesentlicher Faktor, quasi die Arbeitsvorbereitung für den OP. Das kennt man aus der Industriesprache, die Arbeitsvorbereitung muss funktionieren, damit der gesamte Ablauf möglichst reibungslos funktioniert. Der Steri ist sogar noch sensibler, denn hier geht es um Menschen. Insofern ist der Prozess so zu bewerten: Seine wesentlichen Kriterien sind Qualität und Wirtschaftlichkeit. Outsourcing würde ich nicht generell als Königsweg betrachten. Wir stellen zwar alle zwei oder drei Jahre den gesamten Prozess auf den Prüfstand, fragen, ob es sinnvoller ist, mit einem externen Partner zusammenzuarbeiten oder komplett fremd zu vergeben. Aber wir betreiben derzeit 53 Sterilgutabteilungen bei Helios selbst und nur eine extern.

Wie stellen Sie die Qualität Ihrer ZSVA-Mitarbeiter sicher?
Wir können nur mit Transparenz das Vertrauen der Mitarbeiter in der ZSVA und dem OP gewinnen. Und Transparenz heißt: Wir benötigen einen Prozess, der für alle nachvollziehbar ist. Das schaffen wir nur mit gut ausgebildeten Mitarbeitern, die wissen, was der andere macht. Deshalb ist es bei uns Pflicht, dass die Mitarbeiter des Steri im OP hospitieren und umgekehrt. Nur dann entwickeln sie Verständnis für die Probleme und Bedürfnisse ihrer Kollegen. Das ist aus unserer Sicht ein wesentlicher Schlüssel, um eine bessere Qualität erzeugen zu können. In puncto Ausbildung machen wir zur Auflage, dass unsere Mitarbeiter mindestens Fachkunde 1 haben, ohne diese Qualifikation gibt es keine Arbeit im Steri.

Ist eine Zertifizierung unverzichtbar, um sicher zu sein, dass es in der ZSVA keine Probleme gibt?
Die Zertifizierung ist kein Allheilmittel. Ich glaube, da darf man sich aus der Selbstverantwortung nicht einfach selber entlassen. Denn den Prozess aufzubauen, zu bestreiten und wiederkehrend zu leben, das liegt in der Verantwortung jeder Klinik und einer jeden ZSVA, da hilft mir kein Zertifikat. Wir versuchen, unsere Prozesse so aufzubauen, dass sie wiederkehrend gelebt werden können, und zwar in der Verantwortung der regionalen Klinikstandortleiter runtergebrochen bis hin zum einzelnen Mitarbeiter. Und wir lassen uns allerdings auch bewusst von externen Instituten kontrollieren und auf Schwachstellen hinweisen.

Wie überprüfen Sie die Qualität der Steri-Abteilungen bei der Übernahme der ehemaligen Rhön-Kliniken?
Wir haben einen eigenen Zentralen Dienst zur Sterilgutversorgung bei Helios, der direkt bei der Geschäftsführung angesiedelt ist. Wir schauen uns in der Integrationsphase jedes neuen Helios Klinikums mit dem Zentralen Dienst und dem, der in dieser Region die Verantwortung für das Thema Steri trägt, vor Ort die Strukturen an. Wir prüfen, wie die Mitarbeiter dort ausgebildet sind, die technische Ausstattung, wie der Aufbereitungsprozess in der Klinik organisiert ist, ob dort schon eine Zusammenarbeit mit anderen Kliniken existiert und wie der Prozess zwischen ZSVA und OP organisiert ist. Für die Bewertung haben wir uns auch eine eigene Bewertungsmatrix aufgebaut und analysieren das anschließend mit dem Klinikgeschäftsführer und auch dem Ärztlichen Direktor. Wenn es im Prozess Schwachstellen gibt, besprechen wir, wie wir neue Wege einschlagen können.

Machen Sie ein generelles Problem in den Abteilungen konzernfremder Krankenhäuser aus?
Das Alter der Geräte für die Sterilisation, Reinigung und Desinfektion spielt eine große Rolle. Den Investitionsstau in Deutschland kennen wir, die Länder stehlen sich immer mehr aus der Verantwortung, und Kliniken müssen selbst Geld in die Hand nehmen. Die Wasserchemie spielt auch eine Rolle, denn nicht jedes Stadtwasser führt immer mit der gleichen Art der Aufbereitung zu einem gleichen Ergebnis beim Dampf. Auch die richtige Schulung der Mitarbeiter ist unverzichtbar. Das ist ein bunter Blumenstrauß, das muss jeder für sich bewerten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt zu investieren, dass Qualität und Wirtschaftlichkeit sich einander bedingen. Aber einen generellen Weg gibt es nicht.

Im Steri-Report 2012 zeigte sich, dass das OP-Personal die Sterilgutqualität oft anders bewertet als Mitarbeiter des ZSVA. Was läuft da schief?
Man muss es immer wieder wiederholen: Für uns ist der Steri Teil des OP-Managements. Beides bedingt einander, beide Abteilungen müssen eng miteinander kommunizieren. Dafür muss man den Prozess wirklich in beide Richtungen ordentlich abbilden und das Ganze schlussendlich als „Einheit OP-Management“ sehen. Mitte der 90er Jahre war Mannheim beispielgebend für die Frage, wie die Sterilgutabteilung perfekt funktioniert. Sie sehen, irgendwann kann sowas passieren, wenn man da nicht nachhaltig dranbleibt.

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