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UltraschallchirurgieTeamwork im OP

Immer mehr Medizintechnikhersteller vereinen die Funktionen einzelner Geräte in Hybridsystemen. Das gilt auch für den hochfokussierten Ultraschall. Er lässt sich nicht nur mit der Magnetresonanztomographie (MRT) verbinden, sondern sogar mit einem Elektroskalpell. Das bietet den Anwendern gleich vier Funktionen in einem Gerät.

Die Patientin kann in den meisten
Fällen bereits zwei Stunden nach dem Eingriff die Klinik verlassen”, erklärt Markus Zähringer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Radiologie des Marienhospitals Stuttgart. Die Rede ist von der Ultraschallchirurgie – genauer der therapeutischen Anwendung des Ultraschalls unter MRT-Kontrolle. Statt die Ultraschallwellen zur Diagnose einzusetzen, werden sie hier so stark gebündelt und fokussiert, dass sie das Gewebe in diesem Brennpunkt auf 65 bis 85 Grad erhitzen. So lässt sich krankes Gewebe gezielt zerstören – ohne Schnitte und Narben.

Hybrid aus MRT und Ultraschall
Die MRT-Bildgebung ermöglicht dabei die Temperaturüberwachung und Erfolgskontrolle in Echtzeit. Wurde die sogenannte MRT-gesteuerte Ultraschallchirurgie bisher zur Verödung von Myomen in der Gebärmutter eingesetzt, eignet sie sich mittlerweile auch zur palliativen Behandlung schmerzhafter Knochenmetastasen. Die Hybridsysteme gibt es seit mehr als zehn Jahren. Das Verfahren des hochintensiven fokussierten Ultraschalls (HIFU) gibt es sogar schon seit den 1960er Jahren.

Elektroskalpell mit HIFU kombiniert
Ende 2015 hat der Medizintechnikhersteller Olympus die neuste Generation eines neuen Hybridsystems vorgestellt, das den HIFU nicht mit MRT, sondern mit der bipolaren Hochfrequenz-Chirurgie verbindet. Dieses Verfahren zur operativen Durchtrennung und Entfernung von Gewebestrukturen verwendet einen intensiven elektrischen Strom, der das Gewebe zerschneidet oder verdampft. Das Gerät dazu wird auch als Elektroskalpell bezeichnet. Bisher gab es diese beiden Verfahren nur einzeln. Das Hybridsystem „Thunderbeat”, laut Olympus das weltweit einzige dieser Art, verbindet erstmals beide Verfahren in einem Gerät.

Vier Funktionen in einem
„Vor Thunderbeat mussten sich die Chirurgen entweder für ultraschallbasierte oder strombasierte Instrumente entscheiden - mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen”, erläutert Torsten Lutkat, Produktleiter für starre Endoskopie bei Olympus. Sie waren also gezwungen, während einer OP das Instrument zu wechseln. Durch den Wechsel verzögerte sich eine Operation. Das störte auch die Konzentration, da der Chirurg dafür vom Operationsfeld wegschauen musste. Thunderbeat vereint beide Technologien in einem Arbeitsschritt und kann so Instrumentenwechsel stark reduzieren.„Thunderbeat ist Dissektor, Ultraschallschere, bipolares Versiegelungsinstrument und Greifinstrumenet in einem”, unterstreicht Lutkat. Das System eignet sich sowohl für offene-, als auch für minimalinvasive Eingriffe, beispielsweise in der kolorektalen Chirurgie. Es besteht aus einem ergonomisch geformten Handstück, dessen Instrumentenspitze wie eine Gartenschere aussieht. Die Hardware, etwa die Generatoren für HIFU und Elektroskalpell, passen auf einen Visitewagen und lassen ich bequem an den Operationstisch schieben.

In Deutschland ist das neue Hybridsystem laut Herteller bereits rund 600 Mal verkauft worden. Besonders bei komplexen und langen Eingriffen machen sich die Vorteile bemerkbar. Das verdeutlicht ein spektakuläres Beispiel: In der Kinderchirurgie der Kliniken der Stadt Köln wurden mit diesem Instrument bereits Siamesische Zwillinge erfolgreich getrennt.

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