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ZSVA-NeubauTeamwork schafft effiziente Sterilgutlogistik

Für den Neubau ihre Sterilgutabteilung setzen die Hochtaunus-Kliniken in Bad Homburg auf Prozessoptimierung. Mit Erfolg, zeigt der Beitrag der Firma Hupfer, die in dem Projekt mit dem Hersteller Belimed kooperiert hat. Die Arbeit der Mitarbeiter ist dadurch nicht nur ergonomischer, sondern auch sicherer und effizienter geworden.

Rund 30.000 Sterilgut-Einheiten (StE) bereitet die neue Zentralsterilisation der Hochtaunus-Kliniken jährlich auf, der tägliche Durchschnitt liegt dort bei 115 StE. Zu ihrem Versorgungsbereich gehört sogar das 16 Kilometer entfernte Krankenhaus in Usingen. Auch wenn der Sterilgutkreislauf aus Fixpunkten besteht: Die neue Abteilung, die Wege, das Transportsystem, manche Schnittstellen und Aufgaben sind heute nicht nur neu definiert, sondern von den Planern auch bis ins kleinste Detail logistisch und ergonomisch optimiert worden.

Mitarbeiterentlastung durch optimale Logistik
Ein wichtiger Baustein für die optimale Konzeption der neuen Abteilung war die übergreifende Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. „Wir konnten von Anfang an unsere Vorstellungen einbringen und wurden von der Klinikleitung in die Grundlagenermittlung einbezogen”, betont Janet Kosanke, Leiterin der Zentralsterilisation, einen wichtigen Aspekt für die Konzeption des optimalen Arbeitsplatzes. Neben der Ausgestaltung der Arbeitsabläufe nach dem neuesten Stand der Technik war für die engagierte und langjährig erfahrene Führungskraft vor allem das ein Ziel: „Wir wollten ein ergonomisches System installieren, das mitarbeiterfreundlich ist und uns das schwere und regelmäßige Heben und Tragen der Sterilgutpakete erleichtert.”

Zwei Umpackprozesse entfallen
Eine Kernmaßnahme für mehr Ergonomie in der im Jahr 2014 fertiggestellten ZSVA ist die optimierte Logistik: Die Klinik setzte hier auf das von der Firma Hupfer entwickelte „Känguruh-System”, einem in sich abgestimmten Transport- und Verteilsystem mit vier Komponenten, das Umpackprozesse minimiert. „Es war von Beginn an mein Wunsch, nicht irgendein geschlossenes Wagensystem zu verwenden, sondern das Känguruh-System als Original hier einzusetzen”, so Kosanke. Ein Vorteil des Systems: Das beladene Einschubgestell kann komplett in den Sterilisator gefahren werden, alles ohne Handkontakt mit Paketen oder Containern, ohne dass etwas umzupacken wäre. „Unser Handling ist heute stark vereinfacht, wir arbeiten so deutlich ergonomischer”, ergänzt Kosanke. Mittels sogenannter Übernahmewagen kann das Sterilgut anschließend in den dazu passenden Transportwagen geschoben werden, ebenfalls ohne zusätzlichen Handkontakt oder ein weiteres schweres Wuchten der Container. Im gesamten Prozess entfällt durch das neue Känguruh-Systems sogar zweimal das Umpacken der Pakete und Container: einmal direkt nach der Sterilisation, denn das Beschickungsgestell kommt direkt so in den Transportwagen hinein; zudem entfällt ein weiterer Umpackprozess im OP.

Jährlich 65 Arbeitstage gespart
Nach der geltenden DIN-Norm darf das Beladegewicht eines Sterilisierbehälters inklusive Siebschale 10 Kilogramm nicht überschreiten. „Die Bandscheibenbelastung ist schon bei einem solchen Gewicht sehr hoch”, verdeutlicht Janet Kosanke. Im Durchschnitt bewegen Mitarbeiter von anderen Zentralsterilisationen durch mehrere Umpackschritte täglich oft weit über 1.000 Kilogramm an Material. „Manchmal sind aus pragmatischen Gründen die Pakete deutlich schwerer als 10 Kilogramm, wir sehen in Extremfällen Container bis zu 15 Kilogramm Gewicht”, berichtet Wolfgang Geiger, Fachberater für Sterilgutlogistik bei Hupfer. Im Gegensatz dazu reduziert das neue System in Bad Homburg die Zahl der Hebebewegungen deutlich: Rund 30.000 mal pro Jahr – dass sind durchschnittlich 115 mal täglich – konnte man hier einen solchen Umpackvorgang einsparen. Auch der Zeitaufwand ist geringer: Unterm Strich können rund 500 Stunden oder 65 Arbeitstage jährlich eingespart werden, eine Zeit, die Janet Kosanke und ihr Team jetzt für andere Qualitätsmaßnahmen nutzen können. Ein Aspekt, der ihr besonders am Herzen liegt: Sie fördert die Qualifikation ihres Teams, so dass jeder der zwölf Mitarbeiter mindestens über den Fachkundenachweis (FK) eins verfügt, manche auch über den FK zwei oder drei.

Zwei Wagenkreisläufe sorgen für mehr Hygiene
Neben dem Einsatz neuer Geräte von Belimed in allen Bereichen der Zentralsterilisation installierten die Verantwortlichen ein weiteres Bündel an Prozess-Maßnahmen. „Wir haben geprüft, was uns hygienisch noch weiter als bisher schon auf die sichere Seite bringt und daraufhin die Prozesse und den Durchfluss optimiert”, berichtet Kosanke. Eine Besonderheit: Heute existieren dort zwei Wagenkreisläufe, die getrennt voneinander laufen können – einer für die reinen und einer für die unreinen Medizinprodukte. „Das bringt uns zwei Vorteile: Zum Einen erleichtert uns das noch ein Stück mehr die hygienisch strikte Trennung. Zum anderen: Fällt mal ein Aufzug aus, können wir trotzdem weiterarbeiten.” Zwischen den zehn OP-Sälen steht jeweils ein Entsorgungswagen, die zeitnah von den OP-Mitarbeitern zum unreinen Aufzug zurückgebracht werden. Dieses Zurücksenden von noch nicht komplett bestückten Transportwagen war eine neue, zunächst ungewohnte Aufgabe für die OP-Mitarbeiter. „Damit wir eine möglichst schnelle Durchflusskette erzielen, haben wir dieses anfangs eingeübt.” So zeigt die EDV-unterstützte OP-Ablaufsteuerung auf einem Monitor in der ZSVA an, wann was für welche OP benötigt wird beziehungsweise wo eigentlich ein Rücklauf von unreinen Medizinprodukten sein müsste. Im Rahmen der Neuorganisation übernahm das OP-Personal ebenso die Aufgabe des Einlagerns und Sortierens der Instrumente im Sterilgutlager. „Das ist so praktischer, war vom OP-Personal gewünscht und hat sich heute wunderbar eingespielt.”

Klare Abgrenzung durch Grenzposten
An besonders sensiblen Schnittstellen, den Übergabepunkten zwischen den unterschiedlichen Hygienebereichen, richteten die Verantwortlichen außerdem Schweller ein, die als regelrechte „Grenzposten” dienen. Dazu Wolfgang Geiger: „Die Klinik löst das hier wirklich vorbildlich. Sie schafft klare Übergabepunkte, wodurch auch die Mitarbeiter wissen: Mit der jeweiligen Kleidung und dem Transportgerät darf ich nur bis hierhin und nicht weiter.” So vermeidet die Klinik, dass Transportwagen dort abgestellt werden, wo gerade Platz ist, es aber hygienisch nicht einwandfrei wäre. „So etwas sehen wir sonst häufig, das passiert schon mal, lässt sich so aber hervorragend verhindern.” In der Bad Homburger ZSVA sind Schweller an zwei Stellen montiert: Am Übergabepunkt direkt vor den OP-Sälen sowie am Übergabepunkt im reinen Bereich nach der Abkühlzone beim Übergang hin zum öffentlichen Bereich.

Künftig wird die Abteilung von Janet Kosanke eine weitere wichtige Aufgabe übernehmen: das Reparaturmanagement. „So schließt sich der Kreislauf bei uns, wir haben einen guten Überblick zu den Kosten der beschädigten Instrumente”, zeigt sich die innovationsfreudige Abteilungsleiterin zufrieden. „Unsere Abteilung ist top ausgestattet und organisiert. Was wir hier aufgebaut haben, was meine Mitarbeiter hier leisteten zum Einrichten der Arbeitsplätze, das kann sich sehen lassen”, freut sich Janet Kosanke über die gelungene Systemlösung.

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