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ModulbauZSVA zum Mitnehmen

Zeit ist Geld – das gilt auch für den Umbau von Sterilgut-Aufbereitungsabteilungen (ZSVA). Vor allem, wenn die Baumaßnahmen den Krankenhausbetrieb nicht beeinträchtigen dürfen. Das Krankenhaus Heilig Hardt in Belgien hat seine Sterilgutabteilung für die Umbauphase daher in einen Modulbau verlegt.

Neue Operationsmethoden, veränderte Patientenbedürfnisse, Spezialisierung oder Prozessoptimierung – Krankenhäuser müssen sich ständig weiterentwickeln, um angesichts des wachsenden Konkurrenzkampfs um ihre Kunden den Anschluss nicht zu verlieren. Auch die Räumlichkeiten einer Klinik unterliegen deshalb einem stetigen Anpassungsprozess. Die Kapazitäten vor allem der vielen älteren Klinikgebäude in Deutschland stoßen aber oft an ihre Grenzen. Dann bleibt den Krankenhausbetreibern nur die Möglichkeit, das Gebäude entweder neu zu bauen, oder es zu sanieren und umzubauen. Seit einigen Jahren bietet sich hier aber noch eine dritte Möglichkeit an – die Modulbauweise.

Schnell und flexibel
Gegenüber den konventionellen Gebäuden bieten Modukbauten gleich mehrere Vorteile: Solche Interimsbauten aus einzelnen Modulen lassen sich vergleichsweise schnell errichten, verursachen durch die Vorab-Fertigung auf dem Gelände der Hersteller wenig Baulärm und können bei Bedarf auch zeitnah wieder abgerissen werden. Da die einzelnen Module dem Prinzip eines Legobaukastens folgen, lassen sie sich sogar abbauen und an anderer Stelle wiederverwenden. Durch diese Flexibilität ist ihrem Einsatzzweck praktisch keine Grenzen gesetzt: nicht nur in Bürogebäuden, Schulen oder Kindergärten, sondern sogar in Flüchtlingsheimen findet sich die Modulbauweise. Auch Klinikbetreiber setzen vermehrt auf den Modulbau, vor allem, wenn der Betrieb während einer Bauphase weitergehen soll. So hat die Berliner Charité ihre Patienten während der Sanierungs- und Umbauphase ihres 21-stöckigen Bettenturms im Campus Mitte in einem viergeschossigen Interimsgebäude des Modulbauers Cadolto untergebracht. Auch die Firma Alho hat für das akademische Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover ein sechsgeschossiges Bettenhaus gebaut. Selbst Funktionsgebäude wie Operationssäle und Magnetresonanztomographen lassen sich in jenen Modulen unterbringen.

ZSVA-Modul mit Dreiraumkonzept
Dieses Potential hat den Elektronikkonzern Miele auf die Idee gebracht, zusammen mit einem Projektpartner eine Abteilung für Sterilgutaufbereitung (ZSVA) in Modulbauweise zu entwickeln. „Modulbauten gibt es in vielen Kliniken, die Anbieter konzentrieren sich da auch stark auf den OP. Daher war unsere Idee: Warum sollte ein Hersteller dort nicht auch eine ZSVA einbauen können, schließlich sind die Anforderungen hinsichtlich Hygiene und Gebäudetechnik in beiden Bereichen ähnlich“, so Matthias Schmitz, Regionalleiter für Asien und Pazifik bei Miele Professional. Das Vorhaben hat Miele zusammen mit dem niederländischen Unternehmen Jan Snel, das bereits seit Jahren Modulbausysteme für den Gesundheitsbereich herstellt, in Belgien in die Tat umgesetzt. Das laut Miele weltweit erste ZSVA-Modulgebäude stand bereits von August bis Oktober 2015 auf einem Parkplatz des belgischen Regionalkrankenhauses „Heilig Hart“ in Tienen. „Als erster Anbieter stellen wir damit eine temporäre Möglichkeit zur Verfügung, die für die Sterilgutaufbereitung die räumliche Trennung in unreinen, reinen und Sterilgut-Bereich konsequent umsetzt“, sagt Mathias Schmitz stolz. Die einzelnen Räume der 68 Quadratmeter großen ZSVA in Tienen, die hier täglich 1.500 Sterilguteinheiten aufbereitet, wurden vom Hersteller Jan Snel vorgefertigt und in Absprache mit der Klinikleitung von Miele eingerichtet.

Nach zwei Wochen bezugsfertig
Laut Leon Jackers, Geschäftsleiter der Krankenhausapotheke und zuständig für die Sterilisationsabteilung in Tienen, war das eine perfekte Übergangslösung für die Zeit des Umbaus ihrer ZSVA: „Weltweit stoßen Kliniken, die ihre ZSVA renovieren wollen, auf das gleiche Problem wie wir. Meist gibt es innerhalb eines Krankenhauses keinen anderen Raum, der für die Sterilisation geeignet ist.“ Auch das Krankenhaus Heilig Hart hätte deshalb einen externen Dienstleister in etwa 100 Kilometern Entfernung beauftragen müssen, um Engpässe in der OP-Versorgung zu vermeiden. Mit dem Mieten des ZSVA-Moduls musste der Betrieb dagegen nicht unterbrochen werden und funktionierte laut Leon Jackers reibungslos. auch das hauseigene Personal hat sich dort nach zwei Tagen eingelebt. Das neue ZSVA-Modulgebäude war nach einer zweiwöchigen Aufbauzeit bezugsfertig. Auf Wunsch lässt sich die mobile Sterilgutabteilung sogar erweitern. „Theoretisch ist alles denkbar, wir wären damit auch in der Lage, wirklich feste ZSVA zu bauen. Man kann das also nicht nur mieten, sondern auch kaufen. Der Kunde kann von uns eine ZSVA so anfordern, wie er sie haben möchte“, erläutert Matthias Schmitz von Miele. Das gelte nicht nur für deren Größe, sondern auch für das Aussehen der Fassade. Das Krankenhaus müsse dafür, neben dem nötigen Bauplatz, lediglich die Anschlüsse für Wasser, Abwasser und Strom bereitstellen. Den genauen Preis für das Modulgebäude will Schmitz nicht verraten. Allerdings rechnet er damit, dass sich in Tienen die Kosten dafür nach spätestens fünf Monaten amortisieren.

Seit dem Einsatz des Pilotprojekts in Belgien gibt es laut Hersteller nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA und sogar in Saudi Arabien Kliniken, die Interesse an den ZSVA-Modulen zeigen. Selbst für die Pilotmodule gibt es schon einen Nachnutzer: Nach dem Abbau wurde die mobile ZSVA gewartet; zum Jahreswechsel wird sie wieder auf dem Gelände des Schweizer Krankenhauses „Hôpital Intercantonal de la Broye“ in Payerne aufgebaut.

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