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Schäden in MillionenhöheDiebe stehlen immer öfter teure Medizintechnik

Medizintechnik wird bei Dieben immer beliebter. Allein der Versicherungsmakler Ecclesia zählte seit Februar 2014 in deutschen Krankenhäusern mehr als 50 Diebstähle mit einem Schaden von insgesamt etwa 11,5 Millionen Euro.

Alles geht ganz schnell und professionell. Als in der Nacht vom 24. zum 25. Juli unbekannte Diebe in die Dill-Kliniken im hessischen Dillenburg die Türen zur Endoskopie-Abteilung aufbrechen, bekommt niemand etwas in der Klinik davon mit. Bevor die Nachtschicht überhaupt etwas bemerkt, sind die Diebe schon wieder verschwunden - und mit ihnen 18 medizinische Geräte im Wert von 370.000 Euro. Die überwiegende Mehrzahl der gestohlenen Geräte waren Endoskope. 

"Es wird auf Bestellung gestohlen"

Beutezüge wie in Dillenburg sind längst kein Einzelfall mehr. Seit zwei Jahren verschwindet immer öfter teure Medizintechnik aus deutschen Krankenhäusern. Seit Februar 2014 seien bundesweit 56 solcher Diebeszüge bekannt geworden, erzählt Ralf Britz, der stellvertretende Leiter der Schadensabteilung beim Krankenhaus-Versicherungsmakler Ecclesia. Das Unternehmen betreut nach eigenen Angaben Kliniken in ganz Deutschland und ist auch bei Schadensfällen involviert. Inzwischen ist der Klinikklau offenbar professionell durchorganisiert."Wir gehen davon aus, dass organisierte Banden gezielt Kliniken und Arztpraxen aufsuchen und nach Vorbestellung die medizinischen Geräte mitnehmen", sagt der Dillenburger Polizeisprecher Guido Rehr. "Es wird praktisch auf Bestellung gestohlen."

Bei den meisten der bislang registrierten Diebstähle hätten es die Täter auf Endoskopiegeräte abgesehen, insbesondere auf deren Köpfe. "Ein solcher Kopf kostet zwischen 10.000 und 160.000 Euro." Die Geräte sind nicht nur teuer - sie können auch leicht auf Produkte anderer Hersteller montiert werden. Auch das könnte ihre Beliebtheit als Beute erklären. Den bislang angerichteten Schaden schätzt Britz auf 11,5 Millionen Euro.

Der Schwerpunkt der Taten liegt in Nordrhein-Westfalen. Dort schlugen die Diebe in den vergangenen Monaten unter anderem in Bergisch-Gladbach, Bad Berleburg, Gelsenkirchen, Hagen, Düsseldorf und zweimal in Recklinghausen zu. Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt in den Recklinghausener Fällen - hat aber keine "vernünftigen Spuren", wie Sprecher Christian Kuhnert sagt. Klar sei: "Es ist sicherlich eine Form der organisierten Kriminalität." Der Diebstahl solcher Spezialgeräte mache nur Sinn, wenn die Absatzwege klar seien. Die Ermittler tappen allerdings meist noch im Dunkeln, wer die Auftraggeber und Abnehmer sind.

In Frankfurt am Main konnten immerhin vor einiger Zeit Täter gefasst und zu Haftstrafen verurteilt werden. So gerieten auch einige Hintergründe ans Licht: Das Trio aus Kolumbien hatte in zwei Krankenhäusern der Mainmetropole Endoskope im Wert von 90 000 Euro gestohlen, die den Ermittlungen zufolge von Betreibern sogenannter Hinterhofkliniken in dem südamerikanischen Land bestellt worden waren.

Kliniken brauchen besseren Diebstahlschutz

Die Krankenhäuser müssen nun über mehr Diebstahlschutz nachdenken, wobei dieser in den Kliniken nicht ganz einfach ist: Man könne sie wegen des Publikumsverkehrs durch Patienten und Besucher nicht komplett abschotten, wie die Deutsche Krankenhausgesellschaft dazu mitteilt. Die Kliniken sicherten natürlich ihre schützenswerten Bereiche, doch "Krankenhäuser sind, wie alle anderen Bereiche auch, nicht vor Dieben geschützt". Also wird auf Prävention gesetzt. Mitarbeiter sollen für das Problem sensibilisiert werden und die Krankenhäuser nach Möglichkeit neue Technik wie Kameras, Bewegungsmelder oder Alarmanlagen installieren.

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