Das Votum für den neuen Vorstand bei der Aufsichtsratssitzung Ende November fiel einstimmig aus. Litsch, der schon seit Juli 2015 als Interimsvorstand im AOK-Bundesverband fungiert und seit 2008 die AOK Westfalen-Lippe beziehungsweise seit 2010 die AOK Nordwest leitet, tritt sein neues Amt Anfang kommenden Jahres an. Bis dahin führt er den Verband kommissarisch weiter.
Zufrieden mit der Entscheidung zeigte sich der Aufsichtsratsvorsitzende der Arbeitgeberseite, Volker Hansen: "Es ist uns gelungen, unter vielen guten Köpfen den passenden zu finden. Damit haben wir unser Ziel erreicht, bis Jahresende die Spitze des AOK-Bundesverbandes neu zu besetzen." Hansen gab sich zuversichtlich, dass die Findungskommission bald auch einen geeigneten Kandidaten für den Stellvertreterposten präsentieren werde.
"Auf dem politischen Parkett zu Hause"
Fritz Schösser, Aufsichtsratsvorsitzender der Versichertenseite, ergänzte: "Mit Martin Litsch gewinnt der AOK-Bundesverband einen erfahrenen Kassenmanager und eine ausgewiesene Führungspersönlichkeit. Er kennt das GKV- und AOK-System aus dem Effeff, fühlt sich auf dem politischen Parkett zuhause, dabei bringt er sowohl Verbands- als auch Einzelkassenerfahrung mit. Und er ist bestens vernetzt, was für einen Verband das A und O ist."
Rücktritt nach Machtkampf
Im Juli 2015 hatten die beiden geschäftsführenden Vorstände des AOK-Bundesverbands, Jürgen Graalmann und Uwe Deh, zeitgleich ihre Posten niedergelegt. Hintergrund war offenbar ein Machtkampf zwischen den Funktionären über die Zukunft des Verbands. In einer dürren Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes hieß es damals, die beiden Vorstände würden "aufgrund divergierender Auffassungen zur künftigen Aufstellung, Ausrichtung und Weiterentwicklung des Verbandes ihre Tätigkeit als geschäftsführende Vorstände beenden". Bis zur Wahl eines neuen geschäftsführenden Vorstands wurde damals neben Martin Litsch auch Frank Michalak damit beauftragt, dessen Aufgaben kommissarisch wahrzunehmen. Michalak wird sich jetzt wieder zu 100 Prozent seinem Amt als Vorstandschef der AOK Nordost widmen. Der neue Vorstandschef Litsch soll einen Stellvertreter an seiner Seite erhalten. Die Findungskommission sei derzeit auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten, teilte der AOK-Bundesverband auf kma-Nachfrage mit.
Wido-Leiter und Change-Manager
Der 58-jährige Martin Litsch ist gebürtiger Trierer und studierter Sozial- und Volkswirt. Nach seinem Studium der Soziologie und Ökonomie in Trier arbeitete er unter anderem bei der Caritas und als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Universität Trier. 1989 startete Litsch seine Karriere in der AOK, zunächst beim Wissenschaftlichen Institut der AOK (Wido), dessen Leitung er später übernahm. Als Projektleiter Change Management des AOK-Bundesverbandes und Geschäftsführer der AOK Consult GmbH hatte er die Verantwortung für verschiedene Aufgabenbereiche in einer Zeit, in der die AOK eine schwierige Phase durchlief. Nach 13 Jahren im AOK-Bundesverband wechselte Litsch 2002 zur AOK Westfalen-Lippe nach Dortmund, wo er 2006 zunächst zum stellvertretenden und 2008 zum Vorstandsvorsitzenden gewählt wurde. Unter seiner Führung fusionierten die AOK Westfalen-Lippe und die AOK Schleswig-Holstein zur Nordwest.
"Ich fühle mich gut gerüstet für die neue Aufgabe, denn ich habe beides intensiv kennengelernt, Verbandsarbeit auf höchster Ebene und auch das Geschäft der Führung einer Einzelkasse", sagte der neue Aufsichtsratschef nach seiner Wahl.


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