"An schlechter Pflege verdienen zu viele zu gut", sagte der Geschäftsführer der Patientenschutz- Organisation, Eugen Brysch, der Nachrichtenagentur dpa in Berlin.
Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) trifft am Dienstagnachmittag mit Spitzenvertretern der Branche zusammen, um Probleme im Pflegebereich zu diskutieren.
Brysch forderte Rösler dazu auf, "gegen die Lobby, die an schlechter Pflege viel Geld verdient, anzugehen". In den letzten zwölf Monaten vor dem Tod komme es beispielsweise bei vielen Betroffenen zu zahlreichen Wechseln zwischen Heim und Klinik. Dies bringe hohe Kosten und den Betroffenen großes Leid. "Der Anteil der Pflege an den Gesundheitskosten muss steigen, so dass die Gesundheitskosten nicht insgesamt ansteigen", forderte Brysch.
Beispielhaft nannte Brysch die hohe Zahl von Oberschenkelhalsbrüchen bei älteren Menschen. Die Betroffenen kämen aus Pflegeheimen dann ins Krankenhaus, würden operiert, kämen oft in Reha, bevor sie mit höherer Pflegestufe wieder ins Heim zurückkehrten.
"Durch Sturzprophylaxe und bis auf den Boden absenkbare Betten könnten wir hier Kosten von insgesamt rund einer Milliarde Euro sparen", sagte Brysch. "Aber natürlich verdienen die verschiedenen Einrichtungen an Operationen, am Transport, an der Reha und der höheren Pflegestufe."
Von Rösler erwartet Brysch einen Impuls zur Frage, wie Pflege ausgebaut werden könne. "Man muss Anreize schaffen, dass man an guter Pflege Geld verdient." Konkret schlug er vor: "Wenn ein Heim unterdurchschnittliche viele Stürze oder weniger Drehtüreffekte zwischen Heim und Klinik aufweist, muss es Prämien geben."
Brysch warnte: "Wenn der Minister es nicht schafft, hier grundsätzliche Prioritäten zu setzen, die zur Motivation der Pflegekräfte beitragen, dann werden wir Schiffbrauch erleiden - dann wird die Pflege austrocknen, und Krankenkassenkosten werden weiter steigen."
Angesichts des steigenden Pflegebedarfs sei es unverständlich, dass in den vergangenen Jahren allein in den Krankenhäusern rund 70 000 Pflegekräfte abgeschafft worden seien.


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