Zur Tagung "Nachts im Krankenhaus" kamen am Freitag etwa 150 Experten an der Universität Witten/Herdecke zusammen, um über die nötigen Veränderungen zu diskutieren. Hintergrund ist eine Studie von Christel Bienstein und Herbert Mayer. Die Pflegewissenschaftler der Universität Witten/Herdecke haben den Nachtdienst in deutschen Krankenhäusern zwischen 2010 und 2013 zum zweiten Mal untersucht, nachdem eine Studie der Universität bereits 1986-89 Pflegefachpersonen mit Fragebögen und Interviews zu ihrer Arbeitssituation befragt hatte. Im Vergleich mit der aktuellen Befragung wurden Veränderungen der zurückliegenden rund 25 Jahre deutlich.
Einige Ergebnisse der Studie in aller Kürze:
- Weniger Patienten pro Pflegekraft, aber sehr viel aufwendigere Versorgung
- Weniger "Dauernachtwachen"
- Höheres Durchschnittsalter
- 72 Prozent der Pflegenden sind nachts alleine für die Station zuständig
- Mehr Patienten mit Demenz
- Mehr herausforderndes Verhalten
- Mehr freiheitsentziehende Maßnahmen
"Tagsüber werden Patienten von mehreren Pflegenden und Ärzten umsorgt, aber nachts gibt es auf fast allen Stationen nur noch eine Person. Und die muss auch in Krisensituationen die richtigen Entscheidungen treffen. Aus diesem Grund sollte diese Arbeit von besonders qualifizierten Pflegenden übernommen werden", fasst Christel Bienstein zusammen, eine der Autorinnen der Studie und Leiterin des Departments für Pflegewissenschaft. Sie widerspricht damit vehement der landläufigen Meinung, dass nachts die Pflegekräfte ja nicht ganz so kompetent sein müssten.
Am Ende der Tagung präsentierten Bienstein und Mayer ihren Katalog mit Forderungen, wie die "Nachtwachen" in Zukunft organisiert sein sollten:
- Klare, auf die Abteilung zugeschnittene Personalbesetzung - maximal 20 Patienten
- Besetzung mit zwei Pflegepersonen, davon eine Pflegefachperson mit vertieften pflegerischen Kenntnissen
- Kurze Nachtdienstperioden (zwischen 2 - 4 Nächte)
- Zusätzlicher Ausschlaftag
- Regelmäßige arbeitsmedizinische Überwachung
- Möglichst keine Pflegenden unter 25 Jahre oder über 50 Jahre
- Keine administrativen oder hauswirtschaftlichen Arbeiten
- Klare Aufgabenbeschreibung
- Integration ins Team
- Teilnahmemöglichkeit an Fortbildungen
- Ermöglichung von Pausen
- Geschützte Schlafräume


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