Ausländische Fachkräfte fänden in den Nachbarländern meist deutlich bessere Arbeitsbedingungen als in Deutschland, sagte der Arbeitsmarktexperte des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Wilhelm Adamy, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) zur Begründung. Zudem wanderten auch in Deutschland ausgebildete Pflegekräfte aufgrund der ungünstigen Lohn- und Arbeitsbedingungen teilweise ab.
Nach einer Prognose des Statistischen Bundesamtes werden in 15 Jahren etwa 152 000 Pflegekräfte fehlen. Deswegen müssen nach Ansicht Adamys die Arbeitsbedingungen in der Pflegebranche verbessert und Wettbewerbsverzerrungen abgebaut werden. Auch müsste es dauerhaft genügend praktische Ausbildungsplätze geben. Bundesweit müsse sichergestellt werden, dass Auszubildende in der Altenpflege nicht noch Schulgeld bezahlen müssten und tatsächlich auch alle Auszubildenden eine tarifliche Vergütung erhielten. Da größtenteils Frauen im Pflegeberuf arbeiten, seien überdies familienfreundliche Arbeitszeitmodelle gefragt.
Eine grundlegende Reform der Finanzierung der gesetzlichen Pflegeversicherung forderte der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Das jetzige Umlageverfahren sei nicht zukunftsfest, sagte ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke der "Rheinpfalz am Sonntag". Wenn künftig immer weniger Beitragszahler für eine steigende Zahl Pflegebedürftiger aufkommen müssten, drohe eine massive Erhöhung der Beiträge und damit der Arbeitskosten. Das wiederum bremse das Wachstum des Binnenmarktes.
Schwannecke plädierte für den ergänzenden Aufbau einer kapitalgedeckten Säule der Versicherung mit einem Zusatzbeitrag. Damit unterstützt das Handwerk Pläne von Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP). Rösler plant für 2011 eine Reform der Pflegeversicherung. Zur Vorbereitung ist eine Reihe von Gesprächsrunden geplant, an deren Ende das Thema Finanzen behandelt werden soll.
Schwannecke sprach sich dafür aus, den Beitragssatz in der umlagefinanzierten Pflegeversicherung baldmöglichst einzufrieren. Derzeit beträgt er 1,95 Prozent, für Kinderlose 2,20 Prozent. Die Kosten für darüber hinausgehenden Bedarf und für den Aufbau eines Kapitalstocks sollten über den Zusatzbeitrag gedeckt werden, schlug Schwanneke vor. So lasse sich eine teilweise Abkopplung der Pflegebeiträge vom Lohn erreichen. Auch müsse verhindert werden, dass der Gesetzgeber auf die Rücklagen zugreifen könne. Deshalb komme ein öffentlich-rechtliches System dafür nicht infrage.


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