Weil es zu wenig Pflegekräfte in Hessen gibt, will das Land Altenpfleger aus Spanien anwerben. Das kündigte Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) an. In dem Modellversuch sollen zunächst 100 Arbeitsstellen bei Marburg, Offenbach und Wiesbaden durch Fachkräfte aus der Region Madrid besetzt werden. "Damit stellen wir eine wichtige Weiche, um dem Fachkräftemangel im Pflegebereich entgegen zu wirken und zu einer Entlastung der Pflegenden beizutragen", sagte Grüttner. Kommende Woche will er gemeinsam mit dem hessischen Wirtschaftsminister Florian Rentsch (FDP) nach Spanien reisen, um dort entsprechende Gespräche zu führen. Zugleich kündigte das Sozialministerium an, das Altenpflegegesetz ändern zu wollen. Danach sollen künftig im Ausland erworbene Qualifikationen leichter in Hessen anerkannt werden. Das bestehende Hessische Altenpflegegesetz ist nach Ministeriumsangaben bis zum 31. Dezember befristet.

SPD zwiespältig
Die oppositionelle SPD sieht die Anwerbung von Pflegekräften aus Spanien zwiespältig. "Wir freuen uns über Austausch und Bewegung innerhalb der EU", sagte der sozialpolitische Sprecher der hessischen Landtagsfraktion, Thomas Spies. Allerdings müsse man kritisch fragen, ob die schwierige wirtschaftliche Lage in Spanien nicht ausgenutzt werde. Es sein ein Versäumnis der Landesregierung gewesen, sich nicht besser um die Altenpflegeausbildung gekümmert zu haben. Der Bedarf sei aufgrund der Bevölkerungsentwicklung lange bekannt. Die Grünen kritisierten, dass eine Anwerbung alleine nicht ausreiche. "Es muss auch ein Programm geben, damit sich die angeworbenen Altenpfleger mit den alten Menschen unterhalten können. Außerdem müssen die Ausbildungszahlen hier in Hessen gesteigert und der Beruf insgesamt attraktiver gemacht werden."