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PflegeheimeKahlschlag bei Pflegeheimplätzen

Mehr als zehn Prozent der stationären Pflegeheimplätze in Deutschland werden bis 2020 ersatzlos wegfallen. Das prognostiziert die bundesweit tätige Pflegeheim-Beratung Terranus. Deren Chef Hermann Josef Thiel warnt vor einer "massiven Vorsorgungslücke".

Für Thiel geht der zu erwartende Abbau weit über das normale Maß hinaus. Treibende Kraft für den verschärften Abbau von Pflegekapazitäten seien danach vor allem neue gesetzlich verankerte Raumanforderungen für bestehende Pflegeheime. Laut Thiel sind in Baden-Württemberg ab 2019 Zweibettzimmer verboten; in Nordrhein-Westfalen ist deren Anteil ab 2018 pro Einrichtung auf 20 Prozent begrenzt. Dies zwinge hunderte von Pflegeheimen dazu, Betten abzubauen – mit gravierenden Auswirkungen auf deren Wirtschaftlichkeit und Qualität. Im mit knapp 18 Mio. Einwohnern bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen seien rund 30 Prozent der Pflegeheime betroffen, die aktuell nicht die ab 2018 geltende Einbettzimmerquote erfüllen. In Baden-Württemberg derzeit rund 50 Prozent der Pflegeplätze in Zweibettzimmern angeboten. Rein rechnerisch würden dort 2019 auf einen Schlag rund 25 Prozent der stationären Plätze wegfallen – eine Größenordnung, die sich durch Umbau und Erweiterung oder zusätzliche ambulante Pflegeplätze unmöglich auffangen lässt. Nach Schätzungen von Terranus, deren Datenbank "Pflegeatlas" aktuelle Kennzahlen von bundesweit sämtlichen Pflegeheimen erfasst, wird sich dadurch das Angebot in Deutschland bis 2020 um mindestens 10 Prozent verringern.

Hauptursache für diese Entwicklung ist für Thiel "die aktuelle Pflegepolitik mit ihrer einseitigen Ausrichtung auf die ambulante Pflege". Statt angesichts dieses dramatischen Kapazitätsrückgangs und der steigenden Nachfrage den notwendigen Ausbau gut konzipierter und attraktiver stationärer Pflegeplätze zu fördern, propagiere die Politik ambulante Betreuungsformen wie Senioren-Wohngemeinschaften, die den Anforderungen der Praxis – gerade bei fortgeschrittener Pflegebedürftigkeit – nicht gewachsen seien. Die wirtschaftlichen Bedingungen für die Betreiber stationärer Pflegeheime sowie der Bau neuer Einrichtungen würden hingegen erschwert.

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