Angesichts immer größerer Lücken bei der Pflege zählt die Manipulation von Arbeitsnachweisen nach Branchenangaben zum Alltag in der Ausbildung. "Schüler in der Altenpflegeausbildung lernen schon, mehr zu dokumentieren, als tatsächlich getan wird", sagte die Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe, Gudrun Gille, am Montag in Berlin. Mit einer Protestaktion sollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) zu Schritten gegen "den katastrophalen Zustand in der Pflege" gedrängt werden.
Der Pflegenachwuchs fühle sich gedrängt, nicht erbrachte Leistungen aufzuschreiben, weil der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) die Angaben bei seinen Prüfungen schließlich lesen wolle, erläuterte Gille. Sie sprach von einem "Skandal". Auszubildenden könnten sich dann kaum mehr mit ihrem Beruf positiv identifizieren.
Der MDK warnte vor solche Praktiken. "Es kann nicht hingenommen werden, dass hier unter der Hand die Standards zulasten der Pflegebedürftigen abgesenkt werden", sagte MDK-Sprecherin Christiane Grote der Nachrichtenagentur dpa. "Wer gut pflegt, braucht die Pflegedokumentation nicht zu manipulieren", sagte sie. "Es gibt viele Einrichtungen, die gut pflegen." Es liege im Interesse der Pflegebedürftigen, dass Pflege gut geplant werde - dazu sei eine vernünftige Dokumentation der einzelnen Pflegeschritte nötig.
Um gegen die Zustände in der Pflege zu protestieren, sollen Pflegebedürftige, Pfleger und Angehörige massenweise symbolische gelbe Karten an Merkel schicken. "Wir sind wütend und zornig und auch manchmal verzweifelt", sagte Gille. Zwar ist die Zahl der Alten- und Krankenpfleger nach Verbandsangaben in den vergangenen zwei Jahren leicht gestiegen. Allerdings seien es weniger als nötig. Vor allem sorgt sich der Verband, dass die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2020 um mehr als 500.000 auf 2,9 Millionen steigen werde, es dann aber allein in den Krankenhäusern voraussichtlich 140.000 Pflegekräfte zu wenig gebe.
Rösler will am 7. Dezember Pflege-Vertreter zu Beratungen in sein Ministerium einladen. "Ziel muss es sein, die Pflege weiter zu verbessern und sie auch finanziell auf ein langfristig tragfähiges Fundament zu stellen", hatte Rösler in einem Interview gesagt. Der Geschäftsführer des Berufsverbands, Franz Wagner, sagte: "Wir warten darauf, dass den Ankündigungen Taten folgen." Dauerstress, immer mehr Arbeit für immer weniger Pflegekräfte und Zehn-Stunden-Dienste gefährdeten zunehmend die Patienten, sagte Gille.


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