Die Pläne der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU), eine neue Interessensvertretung statt einer Kammer zu schaffen, stoßen bei deren Verbänden auf strikte Ablehnung. Die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Pflegeberufe fordert eine Pflegekammer mit Pflichtmitgliedschaft. An einer Körperschaft auf freiwilliger Basis würden die Berufsverbände nicht mitarbeiten, sagte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Edith Dürr: "Lieber erst mal gar nichts als diesen Kompromiss."
Einigkeit zwischen Arbeitgeberverbänden und Verdi
Huml sagte: "Meine bisherigen Gespräche über dieses Thema haben gezeigt, dass eine klassische Kammer mit Pflichtmitgliedschaft und Pflichtbeiträgen derzeit im Freistaat nicht durchsetzbar ist. Es entspricht auch dem Wunsch vieler Pflegekräfte, dass keine Pflichtbeiträge auf sie zukommen." Ihr Vorschlag könne der Pflege "Teilhabe an der politischen Willensbildung sichern und Augenhöhe mit anderen Heilberufen schaffen". Hauptsächliche Gegner der Kammer sind die bayerischen Arbeitgeberverbände und die Gewerkschaft Verdi.
Westerfellhaus nennt Körperschaft "Feigenblatt"
Dagegen sagte der Präsident des Deutschen Pflegerates, Andreas Westerfellhaus, eine Kammer sei notwendig, damit die Pflegeberufe ihre Interessen wirkungsvoll vertreten könnten. Eine neue Körperschaft, wie sie die Staatsregierung plane, sei nur "ein Feigenblatt". In Rheinland-Pfalz, wo der Landtag im Dezember die Gründung einer Kammer beschlossen hatte, gebe es eine ganz neue Aufbruchsstimmung. Auch in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Berlin gehe die Diskussion klar in Richtung Kammer. Es wäre fatal, wenn Bayern diese Entwicklung verpasse.
Im Jahr 2011 hatte sich der sich damalige bayerische Gesundheitsminister Markus Söder noch für eine Kammer eingesetzt. Huml war angesichts der Widerstände von der früheren Linie abgerückt und hatte im Februar als Kompromiss vorgeschlagen, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts zu gründen, die die Interessen der Pflegeberufe vertreten soll.


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