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PflegekomplexmaßnahmenUnd sie sind doch erlösrelevant!

Zu aufwendig und finanziell kaum spürbar – über die Pflegekomplexmaßnahmen-Scores wird viel geklagt. Doch an der Uniklinik Regensburg zeigt sich: Wer sich strukturiert mit den PKMS auseinandersetzt, kann durchaus von ihnen profitieren.

Interview mit Kathrin Lipp

Sie haben im vergangenen Jahr rund 500.000 Euro über die Pflegekomplexmaßnahmen-Scores (PKMS) verdient. Die Summe ist sicherlich nicht geringzuschätzen. Trotzdem stellt sich die Frage: Steht der Aufwand im Verhältnis zum Ertrag?
Wir schauen bei den PKMS konsequent auf Effizienz, das heißt, wir dokumentieren nur dann, wenn wir uns ganz sicher sind, dass der Patient auch wirklich pflegerisch hoch aufwendig ist. So vermeiden wir einen unnötigen zusätzlichen Rechtfertigungsaufwand mit dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen. Es lohnt sich nicht, nach dem Versuchsprinzip vorzugehen.

Wir hatten bisher zwar erst eine PKMS-Prüfung. Aber bei dieser konnten wir alle Fälle halten. Das ist natürlich keine sehr repräsentative Aussage, aber für uns trotzdem ein erster kleiner Erfolg.

Wie gelingt es Ihnen, die Patienten so treffsicher einzuordnen?
Im Jahr 2010, noch bevor die PKMS erlösrelevant wurden, haben wir auf allen 27 Allgemeinstationen unsere Mitarbeiter geschult und uns mit anderen Häusern wie dem UK Freiburg ausgetauscht. Ich habe eine große Schulung veranstaltet und dann unsere Dokumentationsbeauftragte als Multiplikatorin eingesetzt. Sie hat sämtliche Unterlagen von mir bekommen und dafür gesorgt, dass wirklich alle Mitarbeiter ins Bild gesetzt wurden. So sind jetzt nahezu alle unsere Pflegekräfte in der Lage einzuschätzen, bei welchen Patienten PKMS dokumentiert werden kann. Was ebenfalls hilft: Bei uns begleitet die jeweilige Pflegerische Leitung – neben dem Medizincontroller – die MDK-Prüfung. Das hat den Vorteil, dass der MDK auf seine Fragen zur Pflege sofort eine Antwort erhält. Außerdem akzeptieren die Mitarbeiter das PKMS-System besser, wenn die Pflegerische Leitung in direkter Kommunikation zum MDK steht und erklären kann, warum sie auf dieses und jenes Wert legt.

Waren die Widerstände bei den Pflegekräften groß?
Ja. Anfangs sicherlich. Die Thematik hat sich jedoch im Laufe der Jahre eingespielt, und PKMS ist mittlerweile ein fest integrierter Bestandteil des Dokumentationssystems an unserer Universitätsklinik.

Der Aufwand der PKMS wird immer wieder beklagt. Wie hoch ist er wirklich nach Ihrer Erfahrung?
Die hauptsächliche Arbeit besteht am Anfang, wenn ich den Patienten als hoch aufwendig identifiziere und dies präzise begründen muss. Danach müssen immer – je nach Grund und eingeleiteter Pflegemaßnahme – jeweils zwei Mitarbeiter die verschiedenen Maßnahmen abzeichnen.

Um sicherzugehen, dass nichts übersehen und alles richtig dokumentiert wird, haben wir eine PKMS-Beauftragte im Haus: eine Case Managerin, die eine Woche im Monat für diese Tätigkeit freigestellt wird und unter anderem neben meiner Person als Ansprechpartnerin den Stationen zur Verfügung steht.

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