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PositionspapierÄrzte fordern Kurswechsel bei Corona-Bekämpfung

Heute hat eine Allianz aus Kassenärzten, renommierten Wissenschaftlern und anderen Playern im Gesundheitswesen ein gemeinsames Positionspapier vorgestellt, wie auf die stetig steigenden Covid-19-Infektionszahlen reagiert werden könne. Die Quintessenz: Die Strategie bei der Bekämpfung der Ausbreitung des Corona-Virus müsse geändert werden.

Mehrere gefaltete weiße Papierschiffchen sind von oben zu sehen. Ein rotes Papierschiffchen schwimmt heraus aus der Formation.
Worawut/stock.adobe.com
Symbolfoto

Im Vorfeld des heutigen Bund-Länder-Treffens mit Kanzlerin Angela Merkel warnte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) vor einem Lockdown wie im Frühjahr. An seiner Seite weiß der Bundesverband der niedergelassenen Ärzte die Zahnärzte, den Marburger Bund sowie bekannte Virologen wie Professor Hendrik Streeck (Universität Bonn) und Professor Jonas Schmidt-Chanasit (Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg). Die Zahl der Verbündeten steige stetig, auch Verbände wie die Deutsche Krankenhausgesellschaft hätten das Papier bekommen und seien herzlich eingeladen mitzudiskutieren, erklärte der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Gassen, auf der heutigen Pressekonferenz.

Das Bündnis habe sich zum Ziel gesetzt, sachdienliche Resümees aus den Corona-Erfahrungen der vergangenen Monate zu ziehen und eine vernünftige politische Umsetzung zu begleiten. „Wir befinden uns seit acht Monaten in einem Zustand dauerhafter Erregung“, führte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Stephan Hofmeister, zu Beginn des Pressetermins ein. Und das schade der körperlichen und seelischen Gesundheit von uns allen – und betreffe natürlich auch wirtschaftliche Existenzen. Es müsse langfristige Strategien geben, wie mit dem Virus umzugehen sei, „denn das Virus ist nicht weg im Januar, es ist auch im Juli nächsten Jahres nicht weg und auch nicht nächsten Dezember. Wir werden lernen müssen, damit umzugehen und dafür brauchen wir nachhaltige Konzepte.“ Die KBV wolle mit dem Positionspapier den Dialog eröffnen, hieß es.

Dabei wurde vor allem auf drei Punkte abgehoben: Die vulnerablen Bevölkerungsgruppen müssten besser geschützt und begleitet werden. Dabei sollten auch Ressourcen wie Corona-Tests auf diese Bevölkerungsgruppe fokussiert werden, die nicht nur aus Bewohnern von Alten- und Pflegeinrichtungen bestehe. Es könne zudem ein spezielles Ampel-System eingeführt werden, das nicht nur die Zahl der Neuinfektionen im Blick habe, sondern auch die Belegung der Intensivbetten, die Rate der positiv Neugetesteten und die stationäre Belegung insgesamt. Die Ärzteschaft wünsche sich generell eine tiefere Einbindung in die Entscheidungen und setze dabei eher auf Kontaktgebote statt auf Verbote. Es sei wesentlich zielführender, eine dauerhafte Verhaltensänderung in der Bevölkerung zu erzielen – unter anderem durch eine gute Risikokommunikation – als Gaststätten, Theater und Hotels wieder komplett zu schließen. Dr. Schmidt-Chanasit betonte, dass die Einhaltung der AHA + L Regeln vollkommen ausreichend sei, um die Infektionszahlen einzudämmen. Nur müssten diese auch konsequent umgesetzt werden. Des Weiteren führte er aus, dass die Eindämmung des Virus allein durch die Kontaktnachverfolgung der Gesundheitsämter nicht mehr zu schaffen sei.

Das Fazit sei also auch jetzt– neben all den im Positionspapier nachzulesenden Maßnahmen – die Kurven abzumildern. Und hier seijeder Bürger gefragt.

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