
«Der einseitige Fokus der Politik auf Intensivbetten ist falsch», sagte der Vorstandschef des Medizinkonzerns und Krankenhausbetreibers den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX. Dort, wo es zu Engpässen in Krankenhäusern gekommen sei, sei das meist wegen des Mangels an Intensivpflegekräften geschehen und nicht wegen fehlender Intensivbetten. Den viel diskutierten Personalmangel habe es schon vor der Corona-Krise gegeben, sagte Sturm. Fresenius ist mit der Tochter Helios Deutschlands größter privater Klinikbetreiber. Die Kette behandelt jährlich rund 5,6 Millionen Patienten hierzulande.
«Selbst wenn Intensivkapazitäten ausgeschöpft sein sollten, können Covid-Patienten stationär behandelt werden», sagte Sturm. Corona-Patienten ließen sich etwa auch auf entsprechend aufgerüsteten Intermediate-Care-Stationen behandeln, einer Zwischenstufe zwischen Normal- und Intensivstation. Klinische Daten zeigten in anderen Ländern eine vergleichbar niedrige Sterblichkeit bei Corona-Patienten, während dort ein geringerer Anteil auf Intensivstationen läge.
Widerstände gegen Register zur Verteilung von Covid-Patienten
Um die Pandemie zu bewältigen, sei eine bessere Vernetzung der Krankenhäuser in Deutschland nötig, sagte Sturm. So könnten Klinken aus weniger betroffenen Regionen Corona-Patienten aus Hotspots aufnehmen. «Wir brauchen mehr Transparenz im Gesundheitssystem.» Es gebe Widerstände gegen ein zentrales Register, das ein Verteilen von Patienten erleichtern würde. «Auch wenn sicher nicht jeder Patient transportfähig ist, können wir hier besser werden.»
«Corona ist da und eine sehr ernstzunehmende Krankheit», betonte der Manager. Eine einseitige Ausrichtung der Politik auf das Virus sei aber falsch. «Herzinfarkte und Schlaganfälle gibt es ja trotzdem. Es wäre falsch, aus Angst vor dem Coronavirus auf Vorsorgeuntersuchungen zu verzichten. Ich appelliere an die Menschen: Gehen Sie zum Arzt!» Andernfalls werde man in den kommenden Jahren den Preis bezahlen in Form von Übersterblichkeit, etwa bei Krebspatienten. «Auch viele Herzinfarkte und Schlaganfälle bekommen wir viel zu spät zu Gesicht.»





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