Der Zulassungsausschuss soll diesem Antrag bereits am 18. August dieses Jahres zugestimmt haben, heißt es. Dafür gibt es allerdings keine offizielle Bestätigung, Kraffel beantwortete entsprechende Fragen von kma-online nicht. Kraffel hat 1992 seinen Facharzt gemacht und ließ sich im gleichen Jahr nieder. Ein Jahr später übernahm der heute 52-Jährige die Augenarztpraxis seines inzwischen verstorbenen Vaters und führte diese als Einzelpraxis weiter.

Entscheidung über Klage steht noch aus
Kraffel muss immer noch damit rechen, dass das Oberlandesgericht Berlin eine Klage wegen des Verdacht der Untreue in einem besonders schweren Fall zulässt. Dann müsste sich Kraffel neben KV-Chefin Angelika Prehn (69) und Beisitzer Burkhard Bratzke (59) vor der Strafkammer des Gerichts verantworten, was zum Rücktritt führen könnte. Das Vorstandstrio hat Anfang 2011 rechtswidrig Übergangsgelder von insgesamt 549.000 Euro kassiert, die später zurückgezahlt werden mussten.

Ob Kraffel dem Beispiel von Prehn folgen wird, ist derzeit unklar. Die Allgemeinärztin hat vor einigen Jahren ihre Praxis verkauft und praktiziert neben ihrem hauptberuflichen Vorstandsamt als angestellte Hausärztin. Die Nebentätigkeiten sind zeitlich gedeckelt. Die drei hauptamtlichen Berliner KV-Vorstände, die Jahresgehälter (ohne Zuschüsse zur Altersversorgung) von über 180.000 Euro beziehen, dürfen "nebenbei" maximal 13 Stunden pro Woche arbeiten und einen Praxisvertreter einstellen.

Ohne die Anstellung in einer Praxis könnte Kraffel nur noch Privatpatienten behandeln, nicht jedoch GKV-Versicherte. Ob Kraffel einen entsprechenden Antrag auf Tätigkeit als angestellter Arzt gestellt hat, ist ebenfalls nicht bekannt.