
Nordrhein-Westfalen will sich mit weiteren Bundesländern für eine Widerspruchsregelung bei der Organspende stark machen. „Unterhalb dieser Schwelle Widerspruch ist jetzt so langsam alles gemacht“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am 31. Mai. NRW-weit warten nach Ministeriumsangaben aktuell rund 1800 Menschen auf ein Spenderorgan. Bei der Widerspruchslösung kann jeder Bürger nach dem Tod Organspender werden, wenn er es nicht ausdrücklich abgelehnt hat. Bisher sind Organspenden nur mit ausdrücklicher Zustimmung erlaubt.
Eine Widerspruchslösung wäre aus seiner Sicht sinnvoll, erklärte Laumann. „Deswegen arbeite ich auch daran, dass wir zusammen mit anderen Bundesländern einen Vorstoß im Bundesrat machen, dass der Bundestag sich noch mal mit der Frage beschäftigt“. Der CDU-Politiker appellierte zugleich an die Bundesregierung, die Initiative zu ergreifen. „Es gibt in ganz Europa noch drei Länder, die keine Widerspruchslösung haben“, betonte er.
Hamburg schreibt offenen Brief an Bundestag
Auch rund 60 Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete setzen sich in einem offenen Brief an den Bundestag für die sogenannte Widerspruchslösung bei der Organspende ein. „Die Chance, in Deutschland ein lebensrettendes Organ zu bekommen, ist im europäischen Vergleich schon seit vielen Jahren erschreckend gering“, sagte die Abgeordnete Gudrun Schittek (Grüne).
Gesundheitsminister mehrerer Bundesländer hatten sich in den vergangenen Monaten für eine Widerspruchslösung ausgesprochen. Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) hatte im Januar 2023 die bisherige Regelung angesichts sinkender Organspenden als gescheitert bezeichnet und eine erneute Abstimmung im Bundestag dazu gefordert.
Organspendebedarf nur zu zehn Prozent gedeckt
Bei den gesunkenen Zahlen spielt nach Einschätzung der Deutschen Stiftung Organtransplantation NRW auch die Corona-Pandemie eine Rolle. Zunächst seien mit Corona infizierte Spender und Spenderinnen nicht berücksichtig worden. „Wir transplantieren jetzt auch Corona-positive Organe“, sagte Scott Oliver Grebe, Geschäftsführender Arzt der Stiftung. Die demografische Entwicklung und die fehlende Zustimmung in der Gesellschaft seien weitere Gründe für die rückläufigen Zahlen.
Wir transplantieren jetzt auch Corona-positive Organe.
Die Zahl der Organspenden in Deutschland war im vergangenen Jahr nach Daten der Deutschen Stiftung Organtransplantation um 6,9 Prozent im Vergleich zu 2021 gesunken. Noch 869 Menschen spendeten nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe – nach 933 Spendern 2021 und 913 im Jahr 2020. Rund 8500 Menschen stehen auf Wartelisten.






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