

Die Gesundheitspolitik müsse sich die Entbürokratisierung der Arbeit in Klinik und Praxis zur Hauptpriorität machen, fordert der Marburger Bund. Jüngstes Beispiel für eine Überregulierung im Krankenhaus sind die Vorgaben für das neue standardisierte Entlassmanament.
"Die Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern sind jeden Tag darum bemüht, für ihre Patienten eine möglichst nahtlosen Übergang zur ambulanten Nachversorgung zu organisieren. Mit manchen Patienten müssen dazu längere Gespräche geführt werden, bei anderen ist schnell klar, wie es nach dem Krankenhaus weitergeht. Diese formlose Kommunikation hat bisher gut funktioniert. Nun aber ist ein administrativer Mehraufwand entstanden, der geradezu irrwitzig ist. Das neue Verfahren bindet jeden Tag zusätzliche Zeit und Arbeitskraft von Ärzten, Pflegenden und anderen Berufsgruppen im Krankenhaus, die Patienten auf die Entlassung vorbereiten", so Dr. Andreas Botzlar über das seit dem 1. Oktober 2017 gültigen neuen Verfahren zum Entlassmanagement.
Ärzte klagen über zusätzliche Belastung
Immer häufiger erreichen den Marburger Bund Klagen von Klinikärzten, die das neue Entlass-Prozedere im Klinikalltag für nicht umsetzbar halten. "Unsere Mitglieder beklagen auch die unzureichende Ausstattung der Krankenhäuser mit der für ein modernes Datenmanagement erforderlichen Hard- und Software. Ohne eine solche digitale Infrastruktur aber ist ein möglichst effizienter und reibungsloser Informationsaustausch zwischen Krankenhäusern und ambulanter Versorgungsebene kaum möglich", bescheinigt Botzlar.
Das standardisierte Entlassmanagement für die jährlich 19 Millionen Patienten in deutschen Krankenhäusern erfordert nach Berechnungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) ca. 100 000 zusätzlice Arbeitstage. Der Marburger Bund fordert eine Generalinventur im Gesundheitswesen, bei der unnötige bürokraitsche Verpflichtungen erkannt und danach ersatzlos gestrichen werden. Für das Entlassmanagement bleibt zu überprüfen, inwieweit die politischen Vorgaben so geändert werden können, dass er für keinen bürokratischen Mehraufwand für Ärzte und andere Berufsgruppen kommt.




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